08.12.2016

Mustafa



Mustafa war Muizin, der in seiner Heimat in der Türkei die Muslimen zum Gebet rief. Den Koran kannte er in- und auswendig. Die Frage, was nach seinem Tod sein wird, beschäftigte ihn, den gläubigen Muslimen, ganz besonders und ließ ihn nicht mehr los. Der Koran gab ihm darauf ein "Vielleicht" zur Antwort.

In der Bibel fand er das Wort Jesu: "Wer glaubt und getauft wird, der ist gerettet" Mk 16,16. Das war es was er gesucht hatte. Darum ließ er sich taufen. "Mit meiner Taufe kam große Freude in mein Herz", erzählte er jedem der es hören oder auch nicht hören wollte. Die Folge: Versteckte und offene Drohungen, so dass er nicht mehr in seiner Heimat bleiben konnte.

Er kam nach Deutschland, dem Land der Christen. Es enttäuschte ihn, dass kaum jemand, im Mutterland der Reformation, mit ihm über seinen Glauben sprach. Er hatte erwartet bei uns fröhlichen Menschen zu begegnen, die voller Freude Jesus nachfolgten.



Werner Sirch, Niederschrift eines Gesprächs etwa im Jahr 2000

02.12.2016

Nur Wandschmiererei?

Der eine schmiert an die Wand die Aufforderung: Bete zu Jesus! Wer soll damit provoziert werden? Soll so zum Nachdenken angeregt werden? Ist es nötig Menschen in solcher Weise auf die Pelle zu rücken? Viele meinen, dass das in unserer orientierungslosen Zeit mehr als nötig ist. Oder sollte es ein schnell hingekritzeltes Glaubensbekenntnis sein?
Die Provokation hat zumindest geklappt. Der andere bessert aus: Fete statt Jesus! Das ist seins. Er will sich nicht durch fromme Sprüche nerven lassen. Beten ist für ihn vielleicht etwas ungewohntes, etwas das am Leben vorbeizugehen scheint, nutzloses Reden mit der Wand. Ich versuche zu verstehen: Es geht um die Erfahrung, dass es sich am besten auf einer tollen, fröhlichen  Fete lebt.
Mich treibt die Frage um, warum sich das ausschließt: Beten und Fete? Kann man nicht beides pflegen, jedes zu seiner Zeit? Bestimmt geht beides: Ne tolle Fete mit Freunden und Kraft schöpfen durch ein Gebet, in dem ich mich wieder sammeln kann.  

27.07.2016

Terror jetzt auch in der Kirche


Anschlag auf Kirche in Nordfrankreich Terror trotz Fußfessel

Stand: 26.07.2016 22:32 Uh
Wieder ist Frankreich von einem Terroranschlag erschüttert worden: Zwei Angreifer drangen in der Normandie in eine Kirche ein und töteten den Priester. Gegen einen der beiden lief bereits ein Terrorverfahren. Er trug eine elektronische Fußfessel.

Keine zwei Wochen nach dem Blutbad von Nizza hat ein tödlicher Anschlag Frankreich aufs Neue erschüttert: Zwei Angreifer töteten in einer katholischen Kirche einen greisen Priester mit einem Messer.
Die französischen Behörden haben inzwischen einen der Angreifer identifiziert - gegen den 19-Jährigen war in der Vergangenheit bereits ein Terrorverfahren eingeleitet worden. Nach Ermittlerangaben hatte der Mann 2015 zwei Mal versucht, nach Syrien zu gelangen. Beim zweiten Versuch wurde er in der Türkei festgenommen.


Freilassung unter Auflagen


Nach seiner Überstellung nach Frankreich wurde ein Ermittlungsverfahren gegen den Mann eingeleitet. Ihm wurde die Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung in Verbindung mit einem Terrorvorhaben zur Last gelegt. Er kam zunächst in Untersuchungshaft, wurde aber später mit einer elektronischen Fußfessel freigelassen - die er offenbar auch während des Angriffs in der Kirche trug. Der Mann stamme aus Saint-Etienne-du-Rouvray, dem Ort, an dem sich der Angriff ereignete, so der Pariser Staatsanwalt François Molins am Abend. Der zweite Täter ist ihm zufolge noch nicht identifiziert.Sprengstoffattrappen und eine Pistole
Die beiden Angreifer trugen laut Staatsanwaltschaft Sprengstoffattrappen, Messer und eine Pistole bei sich. Beim Verlassen der Kirche hätten sie sich mit dem Ruf "Allahu akbar" ("Gott ist groß") auf die Sicherheitskräfte gestürzt, sagte Molins. Daraufhin seien sie erschossen worden. Einer der beiden Täter habe eine Schusswaffe dabei gehabt. Einer der Täter trug laut Molins einen falschen Sprengstoffgürtel aus Aluminiumfolie um den Bauch und hatte drei Messer dabei. Sein Komplize hielt eine mit Aluminiumfolie umwickelte Küchenuhr in der Hand. In seinem Rucksack fand die Polizei demnach eine Sprengstoffattrappe.
Im Zuge der Ermittlungen wurde außerdem ein Minderjähriger in Polizeigewahrsam genommen. Der in Algerien geborene 16-Jährige sei der jüngere Bruder einer Person, die mit internationalem Haftbefehl gesucht werde, sagte Molins. Diese solle im März 2015 mit den Papieren des identifizierten Angreifers aus der Kirche in das irakisch-syrische Gebiet gereist sein. Die Ermittler führten auch weitere Durchsuchungen durch.

IS beansprucht Angriff für sich


Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) meldete sich über die Agentur Amaq zu Wort und beanspruchte die Tat für sich. Die Attacke sei eine Reaktion auf Forderungen des IS, Länder der US-geführten Koalition anzugreifen, die in Syrien und dem Irak gegen die Terrormiliz Luftangriffe fliegt. Zuvor hatte Staatspräsident François Hollande erklärt, die beiden Männer hätten sich zum IS bekannt.

Hollande: Angriff auf Kirche ist "Schändung der Republik"
In einer Fernsehansprache am Abend bezeichnete Hollande den Anschlag auf eine Kirche als "neue Bewährungsprobe für die Nation". "Eine Kirche anzugreifen, einen Priester zu töten, das ist eine Schändung der Republik, die die Gewissensfreiheit garantiert", sagte der Staatschef. Er rief das Land zur Einheit auf. "Was die Terroristen wollen, ist uns zu spalten", betonte Hollande.
Die Regierung werde die in den vergangenen Monaten verschärften Anti-Terror-Gesetze voll anwenden. "Aber ich sage ganz klar: Unsere Rechte zu beschränken, von unseren Verfassungsregeln abzuweichen, würde nicht mehr Wirksamkeit im Kampf gegen den Terrorismus bringen, aber ganz sicher den kostbaren Zusammenhalt unserer Nation schwächen."

"Sie haben am Altar eine Art Predigt gehalten"


Zwei Männer waren am Vormittag während einer Messe in das katholische Gotteshaus in Saint-Étienne-du-Rouvray eingedrungen und brachten den Pfarrer, zwei Nonnen und zwei weitere Gläubige in ihre Gewalt. Kurz darauf erstachen die Angreifer den 85 Jahre alten Priester. Eine weitere Geisel wurde verletzt, ist aber nicht mehr in Lebensgefahr.
Eine Augenzeugin schilderte im französischen Fernsehen Details: Die Angreifer hätten den Priester auf die Knie gezwungen und ihn mit einem Messer getötet, als er sich zu wehren versuchte. "Sie haben sich selbst gefilmt", sagte die Nonne. "Sie haben am Altar eine Art Predigt gehalten, auf arabisch. Es ist ein Horror."

Und kein Ende


Amoklauf in München (22.7.2016)
  • Was war passiert?
    Ein junger Mann hatte am Freitagabend nahe des Olympia-Einkaufszentrums im Nordosten Münchens wild um sich geschossen. Zehn Menschen kamen ums Leben, darunter der Attentäter, der sich selbst erschoss. Über 30 Menschen wurden verletzt. In der Innenstadt brach nach Falschmeldungen über einen weiteren Anschlag Panik aus.
  • Wer ist der Täter?
    Ein 18-jähriger Deutsch-Iraner. Geboren und aufgewachsen in München. David S. soll sich viel mit Computer-"Ballerspielen" beschäftigt und den Attentäter des Amoklaufs von Winnenden sowie den Massenmord des Norwegers Anders Behring Breivik verherrlicht haben. Die Handfeuerwaffe, eine Glock 17 Kaliber 9mm, hatte er sich im sogenannten "Darknet" besorgt.
  • Wer sind die Opfer?
    Der Täter hat neun Menschen erschossen. Die Opfer sind hauptsächlich Jugendliche: drei 14-Jährige, zwei 15-Jährige, ein 17-Jähriger, ein 19-Jähriger, ein 21-Jähriger und eine 45-Jährige. Die Verstorbenen sind offenbar aus München und Umgebung. Bei den Verletzten befanden sich einige Personen noch in äußerst kritischem Zustand.
  • Was ist das Tat-Motiv?
    Psychische Probleme, keine politische Motivation, willkürliche Auswahl der Opfer: Das sind erste Ermittlungsergebnisse zum Amoklauf in München. Eine spontane Tat war es demnach nicht.
  • Reaktionen zur Tat
    Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hat sich vom Anschlag in München "tief erschüttert" gezeigt. Die "brutale und menschenverachtende Tat" erfülle alle "mit Trauer und Schrecken". Die Gedanken seien bei Opfern und Angehörigen. Weiter betonte Seehofer: "Ohne Sicherheit gibt es keine Freiheit". Kanzlerin Angela Merkel äußerte sich erstmals rund 20 Stunden nach der Tat. Doch nicht nur in Deutschland, weltweit gab es Solidaritätsbekundungen.


Messer-Angriff in Reutlingen (24.7.2016)
  • Was war passiert?
    Ein Mann war mit einem langen Döner-Messer bewaffnet durch Reutlingen gelaufen und hatte um sich geschlagen. Es gab ein Todesopfer und mehrere Verletzte.
  • Wer ist der Täter?
    Auf die schriftliche Mitteilung der Polizei, dass es sich bei dem Tatverdächtigen "um einen 21-jährigen Asylbewerber aus Syrien" handele, reagierten Menschen im Internet mit fremdenfeindlichen Kommentaren. "Für den Tathergang spielt es keine Rolle", hieß es bei der Polizei. "Aber wir nennen Ross und Reiter."
  • Wer sind die Opfer?
    Eine 45 Jahre alte Frau wurde getötet. Fünf weitere Menschen wurden in der Folge verletzt.
  • Was ist das Tat-Motiv?
    Die Polizei geht aktuell von einem Beziehungsstreit aus. Anhaltspunkte für einen terroristischen Anschlag gebe es nicht.
  • Reaktionen zur Tat
    Die Bundesregierung hat sich erschüttert gezeigt. "Wir trauern mit den Angehörigen der getöteten Frau in Reutlingen und sind in Gedanken bei den Angehörigen der Verletzten von Reutlingen und Ansbach", sagte die Vize-Regierungssprecherin Ulrike Demmer.


Bombenanschlag in Ansbach (24.7.2016)
  • Was war passiert?
    In Ansbach bei Nürnberg war mindestens ein Sprengsatz explodiert - ein Mann starb, es gab mehrere Verletzte. Ziel war wohl ein Musikfestival. Bei dem Toten handelt es sich um den mutmaßlichen Täter. Der Mann wollte offensichtlich die Bombe mit scharfkantigen Metallteilen in seinem Rucksack am Konzertgelände mit etwa 2.500 Besuchern zünden. Ihm wurde aber der Einlass verwehrt.
  • Wer ist der Täter?
    Der mutmaßliche Täter ist ein 27 Jahre alter Flüchtling aus Syrien. Der Mann sei vor zwei Jahren nach Deutschland gekommen und habe einen Asylantrag gestellt. Der Antrag wurde vor einem Jahr abgelehnt, der Flüchtling sei seitdem geduldet gewesen.
  • Wer sind die Opfer?
    Zwölf Menschen wurden bei der Explosion in Ansbach verletzt, drei davon schwer.
  • Was ist das Tat-Motiv?
    Bei dem Anschlag handelt es sich um einen Terroranschlag mit islamistischer Überzeugung des Täters, sagte der bayerische Innenminister Joachim Herrmann. Der Mann beziehe sich auf Abu Bakr al-Baghdadi, den Anführer der Terrormiliz IS. Auf einem Handy gebe es eine Anschlagsdrohung des Täters selbst als Video. Der Täter kündige einen Racheakt gegen Deutsche an als Vergeltung, weil sie Muslime umbrächten. In einer ersten Übersetzung des arabischen Textes heiße es, der Täter handle im Namen Allahs. Zuvor war bekannt geworden, dass der 27-Jährige nach Bulgarien abgeschoben werden sollte. Der Mann sei öfter in psychiatrischer Behandlung gewesen, hieß es. Er soll bereits zweimal versucht haben, sich das Leben zu nehmen. Der Mann ist nach Angaben der Polizei schon früher strafrechtlich in Erscheinung getreten. Er sei wiederholt auffällig geworden, unter anderem wegen eines Drogendelikts, sagte Herrmann.
  • Reaktionen zur Tat
    "Meine persönliche Einschätzung ist, dass ich es leider für sehr naheliegend halte, dass hier ein echter islamistischer Selbstmordanschlag stattgefunden hat", sagte Bayerns Innenminister Herrmann am frühen Montagmorgen der Deutschen Presse-Agentur. Auf die Frage, ob der Täter im Zusammenhang mit der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS)stehe, sagte der Minister: "Es ist dies auf jeden Fall nicht auszuschließen." Konkrete Hinweise auf den IS gebe es allerdings noch nicht.


19.07.2016

Mitte Juli 2016 Gedanken einer schweren Woche



Es sind wahrlich schwierige Zeiten in denen wir leben. Die Nachrichten erdrücken uns: Nizza - 84 Menschen, die an der „Bucht der Engel“ durch das Attentat mit einem LKW ihr Leben verloren haben.

Mitten in die Trauer hinein um die Toten und die vielen, vielen Verletzten, erreicht uns die Nachricht vom Putsch in der Türkei. Mindestens 290 Menschen verlieren ihr Leben und mehr als 1.000 sind verletzt.
Nach dem gescheiterten Putsch blühen in der Türkei Verschwörungstheorien, nach welchen der Exilprediger Gülen, ein islamistisches Netzwerk oder gar Staatspräsident Erdogan selbst hinter dem Putsch steckt.

Erschreckend für mich sind die sofort einsetzenden Säuberungsaktionen Erdogans – geradeso als hätte es entsprechende Namenslisten schon vorher gegeben.
Tausende Richter, Staatsanwälte und Militär werden abgesetzt, ebenso weitere 9.000 Beamte, vor allem Polizisten und mehr als ein Drittel der Provinz-Gouverneuere. Inzwischen wird der Ruf nach einer Wiedereinführung der Todesstrafe in der Türkei immer lauter.

Heute Morgen erschreckt die Meldung, dass ein 17-jähriger afghanischer Asylbewerber in der Nähe von Würzburg in einem Regionalzug Reisende mit einer Axt und einem Messer angegriffen hat. Drei Menschen wurden lebensgefährlich verletzt, ein vierter leichter. Der Täter wurde, als er die Polizei angegriffen hat erschossen. Am späten Vormittag wird von einer IS nahen Agentur gemeldet, dass der Angreifer ein Kämpfer des Islamischen Staates war.

Heute ist Bruder Stadelmann im Kreise der Ruhestandsdiakone, um über die Rummelsberger Flüchtlinge zu berichten. Wie geht’s den Menschen hier, bei uns in Rummelsberg? Wie geht es ihnen mit solch schrecklichen Nachrichten, die wohl auch an Vieles erinnern, wovor sie geflohen sind.

Wie geht es unseren Rummelsberger Mitarbeitern, fühlen sie sich sicher, oder müssen sie mit solchen spontanen und brutalen Aktionen von traumatisierten und u. U. radikalisierten Menschen rechnen?

12.07.2016

Gedanken zur Internetkommunikation

Gedanken zur modernen Internet-Kommunikation (aus dem Gedächtnis wiedergegeben):

Kinder, die im kindlichen Alter mit ihrem Smartphon in WhatsApp-Gruppen verkehren, setzen sich ständiger Lebenskommentare durch ihre Gruppe aus. Alles was sie tun oder nicht tun wird in irgend einer Weise kommentiert. Sie erfahren eine beständige Spiegelung ihres Lebens durch die Gruppe und damit auch der Manipulation.
Für die persönliche und psychische Entwicklung des Kindes ist das bedenklich.

Mein Leben wird über mein Verhältnis zu Gott gespiegelt. Ich mache mich nicht von irgendwelchen Gruppen abhängig. Es gehört zu meinem Selbstbild, dass ich Gott gegenüber verantwortlich bin und nicht irgendwelchen Internetgruppen.


Google und ähnliche Unternehmen betreiben eine totalitäre Gesamtschau des Menschen. Hier wird der gesamte Lebenslauf des Menschen festgehalten und kommentiert.
So wie das die vorreformatorische Kirche getan hat. Sie hat damals den Menschen von der Wiege bis zur Bahre betreut und alles von ihm gewusst. Der Mensch war nicht mehr frei, sondern beeinflussbar, manipulierbar. 

02.06.2016

Predigt Epheserbrief 2,17-22

2. Sonntag nach Trinitatis 05.06.2016 - Fürth-St. Paul

17 Christus ist gekommen und hat im Evangelium Frieden verkündigt euch, die ihr fern wart, und Frieden denen, die nahe waren. 18 Denn durch ihn haben wir alle beide in einem Geist den Zugang zum Vater. 19 So seid ihr nun nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen, 20 erbaut auf den a Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist, 21 auf welchem der ganze Bau ineinandergefügt wächst zu einem heiligen Tempel in dem Herrn. 22 Durch ihn werdet auch ihr miterbaut zu einer Wohnung Gottes im Geist.

Liebe Gemeindeglieder,
liebe Schwestern und Brüder,

1. Frieden in einer friedlosen Welt

Alle Welt ruft nach Frieden, aber es ist kein Frieden. Kein Frieden unter den Völkern, kein Frieden in den Familien, kein Frieden unter den Religionen. Dabei sehnen wir uns nach Frieden. Können nicht miteinander leben im Hass, mit Mord und Totschlag, Krieg und Terror. Leben ohne Liebe, Leben in Furcht und Angst entstellt uns und gibt uns ein ganz böses Gesicht. Solch ein Leben macht uns körperlich und seelisch krank.

2. Befreit durch Christus

Gott will, dass wir frei sind. Frei von Krieg und Terror, Hass und Zerstörung, Angst und Sorgen. Durch Christus befreite Menschen. Das gilt für die, die Gott fern sind ebenso, wie denen, die schon immer Gott nahe waren. (Heute würden wir sagen: Christlich sozialisiert sind.) Durch Christus
 sind wir befreite Menschen. Frei von Bindungen und Gebundenheiten. Frei davon, uns selbst gerecht zu sprechen. Frei von Bevormundung. Frei von der Macht des Kapitals, vom Egoismus, vom Hass, der Gleichgültigkeit und anderen Mächten die unser Leben bestimmen wollen.

3. Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen

Wir sind nicht mehr Gäste und Fremdlinge, sondern Mitbürger der Heiligen und Gottes Hausgenossen. Wir gehören dazu. Wir sind Gottes Kinder, die den Vater im Himmel kennen und zu ihm gehören.
Hausgenossen sehnen sich nach Gemeinschaft, leben mit einander, freuen sich und trauern mit einander. Und leiden manchmal auch an einander. Aber sie vertrauen einander.
Mittelpunkt, Zentrum, der Eckstein der alles Zusammenhält ist Christus. Er hat unsere Bindungen, unsere Sünde und Schuld ans Kreuz getragen, damit wir frei sind. Ich denke an das was Paulus im Galatherbrief schreibt. Galather 5,1 „Zur Freiheit hat euch Christus befreit! So steht nun fest und lasst euch nicht wieder unter das Joch der Knechtschaft zwingen.“ Wir werden keine Gerechtigkeit vor Gott finden durch Gesetzlichkeit, Selbstgerechtigkeit, Hass oder weil wir uns vornehmen ein besserer Mensch zu werden. Im Gegenteil, es nimmt uns die von Christus geschenkte Freiheit. Wir sind Gottes Mitbürger und Hausgenossen, weil uns Christus durch seinen Tod und seine Auferstehung dazu befreit hat. Liebe Gemeinde, was könnten wir, zu dem was Jesus für uns getan hat, aus eigener Kraft noch hinzufügen?

4. Von Christus geschenkte Freiheit

Die von Christus geschenkte Freiheit ist aber nicht bindungslose Freiheit, die gegenüber niemandem verantwortlich ist und nur für die eigene Lust oder Unlust lebt. Luther schreibt:
„Ein Christenmensch ist ein freier Herr über alle Dinge und niemandem untertan. Ein Christenmensch ist ein dienstbarer Knecht aller Dinge und jedermann untertan.“ Freiheit, wirkliche Freiheit kann nur in Bindung gelebt werden. Und so sind wir als Christen befreit für ein Leben mit anderen Menschen, in unserer Familie und im großen Haus dieser Welt, wie Martin Luther King es beschrieben hat:
Ein großes Haus der Welt, in dem wir zusammenleben müssen:
Schwarze, Weiße, Morgenländer und Abendländer,
Juden und Nichtjuden
Katholiken und Protestanten.
Eine Familie, die in Ideen, Kultur und Interessen zu Unrecht getrennt ist.
Weil wir niemals wieder getrennt leben können, werden wir lernen müssen, in Frieden miteinander auszukommen.
Alle Bewohner der Erde sind Nachbarn.
Soweit Martin Luther King.

5. Christus ist gekommen

Wir lesen in unserem Predigttext:
17 Christus ist gekommen, um uns Frieden zu verkündigen, denen, die ihn kennen und denen, die fern sind von ihm.
Jesus will das heilen, was in uns zerbrochen ist: Unsere Unmöglichkeit mit uns selbst im Frieden zu leben, mit unserem Nachbarn, mit unserer Familie, mit Gott.
Wir vergeuden soviel Energie und Kraft mit unseren Streitigkeiten, mit unserer Verletzlichkeit, mit unserem Hunger nach Macht und dem Willen andere beherrschen zu wollen. Wir vergeuden Energie und Kraft, weil wir uns der Angst und Vorurteilen hingeben. Kraft, die wir an anderer Stelle dringend brauchen – ganz aktuell, fremden Menschen gegenüber, die sich zu uns flüchten um Verfolgung oder Hunger zu entkommen. Dabei sind wir nicht ganz unschuldig an ihrer Situation. Ohne schlechtem Gewissen haben wir ihre Landwirtschaft ruiniert und sie zu Billigkräften gemacht, um unseren Wohlstand zu mehren. Wir haben glänzende Geschäfte mit Waffen gemacht, vor welchen sie jetzt auf der Flucht sind. Sie haben um Hilfe gerufen, aber unsere Ohren sind taub. Jetzt kommen sie zu uns, weil unsere Hilfe nicht zu ihnen kommt.

6. Aufschrei

Norbert Blüm, Minister im Kabinett Kohl, schreibt in seinem Buch „Aufschrei! Wider die erbarmungslose Geldgesellschaft“, ein Kapitel über „Vorteilssuche als Weltformel“. Er zitiert darin den US-amerikanischen Ökonomen Garry S. Becker: „Der Mensch ist ein Vorteilssucher, sonst nichts.“ Das bringt Blüm zu der Frage, wer uns davor rettet, dass unser ganzes Leben eine Kalkulation von Vorteilen wird.
„Kein Handschlag ohne vorherige Berechnung, welche Vorteile damit verbunden sind. Keine Freundlichkeit, ohne vorher zu überlegen, was sie mir bringt. Selbst Lachen ist nur erwünscht, weil es gesund ist. Nichts gilt, was ‚nichts bringt‘.“ Und er sieht bei uns die hässliche Fratze der Geldgier. „Während in der islamische Welt sich eine Regression (eine Rückentwicklung) zum blutigen Fundamentalismus vollzieht, verflacht der Westen in einem unterhaltsamen oberflächlichen Konsumismus, dessen letztlicher Lebenssinn die Vorteilsnahme ist.“
Blüm weist darauf hin, dass sich keine Gesellschaft dauerhaft auf Vorteilssuche aufbauen lässt. „Ohne Vertrauen bricht die Gesellschaft mit allem, was dazu gehört, zusammen.
Ohne Vertrauen funktioniert selbst die Wirtschaft nicht. Geld verliert über Nacht seinen Wert, wenn die Menschen nicht mehr darauf vertrauen, dass es etwas wert ist. ‚An sich‘ ist Geld eine Null. Denn Geld ist eigentlich ein Vertrag zwischen seinen Benutzern. Ein Vertrag ist jedoch ein Fetzen Papier, wenn die Vertragspartner nicht ein Mindestmaß von gegenseitigem Vertrauen aufbringen.

7. Flüchtlinge was nun

Flüchtlinge was nun? Gibt es für uns einen Vorteil? Wir stehen da und überlegen was wir machen sollen, mit den vielen Menschen aus anderen Ländern. Sind sie nicht auch Geschöpfe Gottes, von ihm geliebt? Wir überlegen was billiger kommt. Zäune bauen und in Kauf nehmen, durch den behinderten Warenverkehr 5% weniger Waren in andere Länder zu verkaufen, oder Flüchtlinge aufzunehmen und bei uns zu integrieren?
Was ist für uns nützlicher?
Ist das der Umgang mit Menschen, die Ihrer Heimat beraubt, durch Flucht ihr Leben gerettet haben, den brutalen Kopfabschneidern der IS, den Bomben und Gewehren, dem Hunger und der Perspektivlosigkeit ihres Lebens entronnen sind? Wie können wir die Frage beantworten wo diese Menschen hin sollen? Wo können sie sich sicher fühlen, ohne Hunger und mit menschlicher Würde leben? Oder geht uns das nichts an, weil für uns die Nützlichkeitsberechnungen nicht aufgehen? Was ist unsere Angst vor Flüchtlingen wert gegenüber der Angst, die diese Menschen erlitten haben und nun ertragen müssen, weil sie zwar ihr Leben gerettet haben, aber niemand sie haben will?
Warum fällt es uns so schwer darauf zu vertrauen, dass sie nicht kommen, um uns als Islamisten zu bedrohen und unsere in christlicher Freiheit lebende Gesellschaft zu zerstören?

8. Lebendiger Stein, der von den Menschen verworfen ist, aber bei Gott auserwählt und kostbar.

Meine provokative These: Sie kommen, um sich als Steine in den Bau einer christlich-freiheitlichen Gesellschaft einzufügen. Ich möchte das jedenfalls so glauben. (Bitte verhöhnen Sie mich jetzt nicht als einen von den so genannten Gutmenschen.) Natürlich kommen auch andere, die nichts Gutes vorhaben. Und für die dürfen wir genauso beten. Auch für die Schläfer die auf ihre Chance warten um möglichst großes Unheil anzurichten. Wir haben aber den Vater im Himmel, der über allem steht. Darum müssen wir uns nicht bestimmen lassen von der Angst vor Flüchtlingen und was durch sie geschieht oder geschehen könnte. Und wir haben Christus, der für alle Menschen gestorben und auferstanden ist. In uns lebt der Heilige Geist, der Menschenherzen wenden und den dreieinigen Gott als liebenden und mächtigen Gott zeigen kann – auch denen, die zu uns kommen.

Ich wünsche so sehr, dass Gott unsere Herzen anrührt und aus unseren oft toten und kalten Herzen Edelsteine macht, die nicht nur auf unseren Vorteil und Wohlstand bedacht sind, sondern anfangen zu lieben und achtsam mit denen umzugehen, die zu uns flüchten. Lasst uns zusammen kommen um Gott zu loben und zu preisen. Und lasst uns doch Glauben gegen allen Anschein aufbringen, dass „wir es schaffen werden“, mit der Hilfe unseres Gottes, der uns diese Menschen geschickt und vor die Türe gelegt hat. Wir Schulden es ihnen, dass sie Christus kennen lernen. Amen.