07.04.2021

In schwerer Zeit - Gedanken zur Jahreslosung 2020

 „Ich glaube, hilf meinem Unglauben“ Markus 9,24 

Jahreslosung 2020

Ein Vater steht vor Jesus, dessen Kind von Geburt an von einem Anfallsleiden geplagt wird. Jesus geht mit ihm seelsorgerlich um, fragt behutsam nach. 
Seine Jünger konnten dem Kind nicht helfen. Jetzt bittet der Vater Jesus um sein Erbarmen, um Heilung, wenn er was kann. Jesu Antwort: "Du sagst: Wenn du kannst! Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt." Dem Vater wird in diesem Moment klar worauf es ankommt: Jesus zu vertrauen und Glauben einzusetzen, dass Jesus wirklich was kann. Voller Entsetzen über die Erkenntnis seines Unglaubens schreit er: 

"Ich glaube, hilf meinem Unglauben!" 

Wie geht es uns damit? Lassen wir es sein, für uns und für andere zu Jesus zu schreien, weil wir nicht glauben können, dass dann wirklich etwas passiert? Ziehen wir uns lieber mit einem mitleidigen Blick zurück, aus Angst uns zu blamieren – oder vor dem was andere über uns denken könnten? 

Glauben heißt vertrauen, dem zu vertrauen, der die Dinge der Welt in seiner Hand hält - es ist nicht gemeint, dass wir unserem Unglauben vertrauen sollen. Den dürfen wir auch zu Jesus hinbringen: Hilf meinem Unglauben! 

Mir scheint es nicht ratsam zu sein, gutgläubig durchs Leben zu ziehen - allem und jedem zu vertrauen. Oft genug sind, zum eigenen Schutz, Zweifel angebracht, ganz besonders in solchen Zeiten, wo so genannte "Fake News" hohe gesellschaftliche Akzeptanz genießen.


Und jetzt ein paar Monate später, nachdem ich diese Gedanken zur diesjährigen Jahreslosung niedergeschrieben habe, stehen wir Mitte März in extremster Situation seit dem 2. Weltkrieg. Ein neues, unbekanntes Virus, das aus China eingeschleppt wurde und Weltweit wütet, stellt uns vor Herausforderungen, die wir kaum bewältigen können. Folgen: Weltweit zehntausende Tote. Bei uns ein zusammenbrechendes Gesundheitswesen und ebenso unsere blühende Wirtschaft. Angst, Hamsterkäufe, leere Regale bei Diskountern (vor allem bei Klopapier, Seife und Desinfektionsmittel). Versammlungsverbote, Ausgangssperren, geschlossene Gaststätten und nicht für das Überleben notwendige Geschäfte. Wir sitzen in unseren Wohnungen und Häusern und haben unendlich viel Zeit. Viele sind allein, ganz allein. Besuche sind, um uns zu schützen, verboten.

Ich glaube, hilf meinem Unglauben! Was soll ich glauben, was darf ich glauben? Dass wir alle irgendwie diese verheerende Situation schaffen werden? 
Unsere Kirchen sind geschlossen, Gottesdienste von der Regierung verboten. Wo sollen wir in dieser Situation Trost finden und uns getragen wissen, wo wir doch keinen Zugang mehr zu
unseren christlichen Gemeinden haben? 

Welch ein Gericht geht da über uns hinweg! Ein Ruf zur Umkehr, aus unserer Gottvergessenheit? Ein Ruf zur Buße? Steht hinter allem unser liebender Gott, der uns nach seinem Ebenbild geschaffen hat und uns wieder zur Umkehr auf seinen Weg rufen will? Der uns erkennen lässt, wem wir in all den Jahren unseres unermesslichen Wohlstands gedient haben: Uns selbst, unserem Egoismus, der politischen Rechthaberei, der Verachtung unseres Nächsten. Wie können wir gnadenlos Menschen, die auch als Ebenbild Gottes geschaffen sind, aus ihren Städten bomben, vertreiben und ihnen auf ihrer Flucht kein menschenwürdiges Obdach gewähren, sondern wie wilde Tiere zusammenzupferchen und als lästige Fremde zu verachten. 

Ich will es Glauben, dass Jesus uns, mit seiner Liebe, dazu überwältigen kann mit dem Herzen zu sehen und nicht mit all den angelernten Vorurteilen und der Angst, die doch nur noch auf sich selbst schauen kann. Lasst uns jetzt die Hände falten und vor Gottes Thron treten, zu dem wir durch Jesus Christus, unserem auferstandenen Herrn und Heiland, Zugang haben, die zunehmende Gottvergessenheit in unserem Volk bekennen und um Vergebung bitten. 

Bei Jesus finden wir den Weg, die Wahrheit und das Leben (Joh 14,6). Ich glaube, hilf meinem Unglauben (Mk 9,24). 

Elke Werner schreibt: 
"Glauben heißt Gott zu vertrauen, Ihm alles zuzutrauen. 
Auch gegen die menschliche Vernunft zu vertrauen. 
Es heißt die Wunder Gottes zu erwarten und zu erleben." 

22. März 2020
Werner Otto Sirch

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