13.08.2008
Nachruf auf Gisela
Nachruf
Gisela war ein ganz besonderer Mensch, trotz ihrer oder vielleicht auch gerade wegen ihrer schweren Sehbehinderung. Ihre Fröhlichkeit und immer anderen Menschen zugetan sein, war ein ganz besonderer Wesenszug von ihr. Sie war ein warmherziger Mensch mit einem großen, gläubigen Herzen, das lieben konnte wie kein zweiter.
Dabei hatte sie kein leichtes Leben. Sie wuchs bei ihrer Großmutter auf, die sie sehr geliebt hatte. Nach deren Tod kam sie in die Blindenschule in Nürnberg, lebte dort im Internat. Hier kümmerte sich besonders der Bruder Gebhard um sie, der vor wenigen Wochen in die Ewigkeit abgerufen wurde. Wichtig war für sie und ihre Entwicklung eine Rotkreuzschwester, die in der Blindenschule als Erzieherin gearbeitet hatte: Schwester Herta. Zu ihr hielt das ganz persönliche, fast mütterliche Verhältnis, über viele Jahre bis zu deren Tod. Nach Abschluss der Schule und der Telefonistenausbildung kam sie als Telefonistin nach Rummelsberg. Dort lernten wir uns kennen und lieben. Nach fünf Jahren heirateten wir, kurz vor Weihnachten 1972. Unser gemeinsames Kind wurde ein Jahr später geboren: Holger. Ein wunderbares Kind, von ihr geprägt und mit unglaublicher Liebe aufgezogen.
Sie hat in ihrem Leben viel Krankheitsnot erdulden und ertragen müssen, schwere Operationen, Asthma. Anfang des Jahres musste sie eine besondes schwere Herzoperation über sich ergehen lassen. Ursprünglich sollte eine Herzklappe erneuert werden, während der Operation wurde ein angeborener Herzfehler entdeckt und so dauerte die Operation viele, viele Stunden mehr als ursprünglich geplant. Nach der Operation lag Gisela sechs Wochen im Koma. Während dieser Zeit war sie mehr als einmal dem Tode näher als dem Leben. Aber Gott hat Wunder über Wunder geschehen lassen. Anschließend kam sie in eine Rehaklinik nach Kipfenberg, wo sie ein viertel Jahr war und alles wieder lernen musste: Schlucken, Sitzen, Gehen. Sie war so ausgezehrt, dass sie nur noch 38 kg wog.
Optimistisch und voller Freude am neu gewonnenen Leben kam sie Anfang Juni nach Hause. Stück für Stück eroberte sie sich das Leben zurück. Sie war noch empfindsamer geworden und in ihrer Zerbrechlichkeit noch bezaubernder als je zuvor.
Fünf Wochen waren uns nochmals vergönnt. Eine intensive und liebevolle Zeit. Am vergangenen Sonntag (10.8.) musste sie eine erneute Herzoperation über sich ergehen lassen um ihr Leben zu retten. Sie wusste aber, dass sie das nicht mehr überleben wird. Am Abend vor ihrem Tod nahmen wir auf der Intensivstation von einander Abschied. Sie stutze plötzlich im Gespräch und sagte dann zu mir: “Jesus hat mich gerade gefragt, ob ich nicht zu ihm will - doch, doch, doch! hab ich ihm gesagt.”
Gisela hatte einen riesengroßen Bekannten- und Freundeskreis. Wer bei ihr sein Herz ausgeschüttet hat, das kann ich nur ahnen, es blieb bei ihr verschlossen. Sie nahm sich für jeden Zeit und hat viele Menschen aufgerichtet und getröstet und - das war ihr ganz besonders wichtig - in ihr persönliches Gebet genommen.
Ihr Leben war von einer unglaublichen Klarheit durchzogen. Da gab es kein Hintenrum, kein falsches Spiel, kein übles Nachreden. Oftmals aber ein weises Schweigen. Mit großer Beharrlichkeit verfolgte sie ihre Ziele, von denen das wichtigste war: Am Ende des Lebens bei Gott zu sein.
Eines ihrer Lieblingslieder stammt aus der CD Entdeckungen, Lieder von Peter Strauch, mit Heike Barth und dem ERF Studiochor. Dort heißt es im Refrain des Liedes:
Wir werden sein wie Träumende,
die noch nicht fassen, was sie sehn.
Wir werden lachen und glücklich sein,
wenn wir vor Jesus stehn.
Das hat sie als Ziel ihres Lebens ersehnt. Sie darf es jetzt schauen.
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