22.10.2014

Besinnliche Worte zur Tageslosung

21. Oktober 2014 - Seniorenkreis der Rummelsberger Brüderschaft und ihrer Frauen

Losung 21.10. – Psalm 23,5
Ich sprach: Ich will dem Herrn meine Übertretungen bekennen. Da vergabst du mir die Schuld meiner Sünde.

Liebe Schwestern und Brüder,

ich weiß nicht, wem der Name Uwe Holmer ein Begriff ist. Pastor Uwe Holmer ist der Pfarrer, der dem schwer kranken Erich Honecker und seiner Frau sein Haus öffnete, als diese Ende Januar '90 Wandlitz verlassen mussten, kein Zuhause mehr hatten, also Obdachlos waren. Es war eine nicht leichte, eine verfahrene und durchaus auch gefährliche Situation, denn gegen Honecker richtete sich der Zorn des Volkes für das was er ihm angetan hatte und man war nicht sicher, wann der Mob in das Pfarrhaus eindringen würde, um Rache zu nehmen.

Es ist bemerkenswert, dass Pastor Holmer es auf sich genommen hatte, die Honeckers in den Kinderzimmern im Pfarrhaus in Lobetal wohnen zu lassen. Holmer schreibt: „Unsere Familie hat diesen Schritt nicht getan aus Sympathie mit dem alten Regierungssystem. Von unseren 10 Kindern haben wir für 8 einen Antrag auf den Besuch der Erweiterten Oberschule gestellt. Keines von ihnen wurde angenommen trotz guter und bester Zensuren.“ Pastor Holmer hätte also auch so manche Rechnung mit den Honeckers offen gehabt, hat sich aber als Nachfolger Jesus dafür entschieden den Honeckers zu vergeben. Auch wenn das nicht leicht war.

Ein bemerkenswerter Mann, dieser Pastor aus Lobetal, der sich, und seine Familie mit ihm, in einem von Hass erfüllten Umfeld zu einem ganz anderen Weg entschieden hatte. Er nahm es hin und riskierte, dass er damit auch sich und seine Familie in Gefahr brachte. Auch von Leuten aus der Kirche wurde ihm energisch abgesprochen, dass er den Honeckers Vergebung zusprechen kann, nicht nur von denen auf der Straße – die wollten Blut oder viele Jahre Zuchthaus sehen. 

Ich überlege, was das für ein Mensch war, dieser Pastor Holmer. In der Einführung zu seinem Buch "Der Mann bei dem Honecker wohnte", erzählt er eine Begebenheit, die ahnen lässt wie er war und wie er dachte. Er schreibt:


Wieder einmal wurde ich von einem Fernsehsender zum Interview eingeladen. Als das Interview beendet war meinte der Redakteur: "Wir haben jetzt Feierabend, sitzen aber noch ein wenig zusammen bei einer Tasse Kaffee und einem Brötchen. Setzen Sie sich doch dazu." So saßen wir fünf Personen beieinander und plauderten. Plötzlich sagte der Chef: "Nun wir haben ja mal einen Pastor hier! Sagen Sie, da gibt es doch bei den Christen solche Gesetze, dass man nur eine Frau haben soll?"
Ich: "Ja, das 6. Gebot: Du sollst nicht ehebrechen."
Er: "Und das halten Sie für gut?"
Ich: "Ja!"
Er: "Sagen sie bloß, Sie haben immer nur eine Frau gehabt."
Ich: "Ja!"
Er: "Sagen Sie, kommen Sie vom Mond oder wo kommen sie her? Sie passen ja überhaupt nicht in diese Gesellschaft!"
Ich lächelte ihn an und sagte: "Aber meine Frau ist glücklich und ich auch – und unsere Kinder noch mehr!"
Danach fuhr der Redakteur mich in mein Hotel. Nun waren wir allein, und ich fragte ihn: "Sind sie verheiratet?"
Er: "Nein."
Ich: "Leben Sie mit jemandem zusammen?"
Er: "Ja!"
Ich: "Sind Sie glücklich?"
Er: "Nein."
"Sehen Sie", sagte ich, "das ist der Unterschied: Ich  bin mit Gottes Geboten "vom Mond" sehr glücklich und meine ganze Familie auch. Sie aber werfen dies alles als völlig altmodisch über Bord. Sie halten sich für frei, sind stolz auf ihre Freiheit – und sind unglücklich!" Er sagte nichts mehr.


Ich sprach: Ich will dem Herrn meine Übertretungen bekennen. Da vergabst du mir die Schuld meiner Sünde.

Ich spüre beim Lesen dieser Erzählung etwas von der Freiheit, die Menschen haben die "lauter" sind. Menschen, die eine Atmosphäre der Klarheit und Reinheit ausstrahlen. Solche Menschen haben etwas ganz Besonderes an sich, die in ihrer Bindung an Gott, und im Glauben an die Liebe Jesu, so geworden sind.

Aber es gilt auch, dass wir zu Jesus kommen dürfen, wo wir versagt haben, in unserem Leben nicht klar und eindeutig waren, gestolpert und gefallen sind. Ihn dürfen wir unser Verkehrtsein bekennen und um Vergebung bitten. Dann es wird das Wort unseres heutigen Lehrtextes an uns wahr werden: In Jesus Christus haben wir die Erlösung, nämlich die Vergebung der Sünden (Kol 1,14). Es ist Erlösung Vergebung zu haben, vom Verkläger nicht mehr verklagt zu werden. Wir dürfen aufstehen und neu anfangen! Amen.

31.07.2014

Damit die NAMEN nicht VERLOREN gehen



Damit die NAMEN nicht VERLOREN gehen ...
unter dieser Überschrift wurde, in Erinnerung an den Beginn des 1. Weltkriegs am 28. Juli 1914, eine Klanginstallation in der Fürther Kirche St. Paul eröffnet.

Acht Gemeindeglieder - vom Hortschüler bis zum Rentner - bringen noch einmal die Namen der 355 Gefallenen von St. Paul zu Gehör. Sie sprechen stellvertretend für die 17 Millionen Toten des ersten Weltkriegs und die unzähligen Verwundeten, Verstümmelten und Traumatisierten, Die nicht gelebten Leben sollen nicht verloren gehen und der Friede bewahrt bleiben.

Entstanden ist die Klanginstallation zunächst eher zufällig. Pfarrerin Vera Ostermayer erzählt: "Beim Stöbern in der Kirche haben wir am Ende des letzten Jahres in einem bisher unbeachteten Kämmerchen auf der Empore die alten Gedenktafeln mit den Namen der Gefallenen des ersten Weltkriegs wiedergefunden. Der erste Gedanke war: Die Namen sollten nun nicht mehr verloren gehen. Wir fotografierten die unhandlichen Tafeln ab und unser FOS-Praktikant Claudio Sittig tippte sie in eine Excel-Datei. Im Februar dieses Jahres setzten wir uns dann mit dem Probe-Ausdruck auf die winterkalte Empore, um die Datei mit den Tafeln zu vergleichen. Und dabei geschah etwas Merkwürdiges. Beim lauten Vorlesen der einzelnen Namen war plötzlich der ganze Kirchenraum von den Namen erfüllt und ich verspürte einen großen Verlust. So viele Lebensgeschichten, die mit dem eingetragenen Todesdatum für immer erloschen waren. Und mir war klar: Zumindest die Namen sollten noch einmal erklingen in diesem denkwürdigen Jahr - und damit war die Idee der Klanginstallation geboren. Mit Christian Krause, dem Gemeindediakon, hatte ich sofort einen Verbündeten und uns war klar: Es sollte kein Heldengedenken werden, sondern ein erinnerndes und mahnendes Projekt über die Schrecken des Krieges und den Verlust."

Ich habe am 28. Juli 2014 mittags die Klanginstallation gehört. Namen über Namen. Meist junge Männer im Alter zwischen 18 und 24 Jahren. Zwei Stunden saß ich da, im Inneren tief erschüttert über die Sinnlosigkeit eines Krieges, in dem scheinbar der Einzelne nicht zählt. Wenn aber jeder Mensch wertvoll ist, sein Leben, seine Kultur, seine Person, wenn der andere ihm Bruder und Schwester ist, dann verschwindet der "Krieg als Möglichkeit" immer mehr. Biblische Zwischenworte zeigten das kriegerische und mörderische Treiben des Menschen von Anfang an. Gleichzeitig aber auch die große Sehnsucht des Menschen nach Frieden. Die Klanginstallation ist noch mehrere Tage in Endlosschleife zu hören.


26.05.2014

Papst Franziskus: Rede in Yad Vashem

Die Rede von Papst Fanziskus in der Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, anlässlich seines Besuches in Jsrael, hat mich sehr betroffen gemacht. Zum Nachlesen hier:

„Adam, wo bist du?“ (vgl. Gen 3,9).Wo bist du, o Mensch? Wohin bist du gekommen?
An diesem Ort, der Gedenkstätte an die Shoah, hören wir diese Frage Gottes wieder erschallen: „Adam, wo bist du?“ In dieser Frage liegt der ganze Schmerz des Vaters, der seinen Sohn verloren hat. Der Vater kannte das Risiko der Freiheit; er wusste, dass der Sohn verlorengehen könnte… doch vielleicht konnte nicht einmal der Vater sich einen solchen Fall, einen solchen Abgrund vorstellen! Jener Ruf „Wo bist du?“ tönt hier, angesichts der unermesslichen Tragödie des Holocaust wie eine Stimme, die sich in einem bodenlosen Abgrund verliert…

Mensch, wer bist du? Ich erkenne dich nicht mehr. Wer bist du, o Mensch, Wer bist du geworden? Zu welchem Gräuel bist du fähig gewesen? Was hat dich so tief fallen lassen? Es ist nicht die Erde vom Ackerboden, aus der du gemacht bist. Die Erde vom Ackerboden ist gut, ein Werk meiner Hände. Es ist nicht der Lebensatem, den ich in deine Nase geblasen habe. Jener Atem kommt von mir, er ist sehr gut (vgl. Gen 2,7).
Nein, dieser Abgrund kann nicht allein dein Werk sein, ein Werk deiner Hände, deines Herzens… Wer hat dich verdorben? Wer hat dich verunstaltet?Wer hat dich angesteckt mit der Anmaßung, dich zum Herrn über Gut und Böse zu machen? Wer hat dich überzeugt, dass du Gott bist? Nicht nur gefoltert und getötet hast du deine Brüder, sondern du hast sie als Opfer dir selber dargebracht, denn du hast dich zum Gott erhoben. Heute hören wir hier wieder die Stimme Gottes: „Adam, wo bist du?“ 

Vom Boden erhebt sich ein leises Stöhnen: Erbarme dich unser, o Herr! Du Herr, unser Gott, bist im Recht; uns aber treibt es die Schamröte ins Gesicht, die Schande (vgl. Bar 1,15). Ein Übel ist über uns gekommen, wie es unter dem ganzen Himmel noch nie geschehen ist (vgl. Bar 2,2). Jetzt aber, o Herr, höre unser Gebet, erhöre unser Flehen, rette uns um deiner Barmherzigkeit willen. Errette uns aus dieser Ungeheuerlichkeit.

Allmächtiger Herr, eine Seele in Ängsten schreit zu dir. Höre, Herr, erbarme dich! Wir haben gegen dich gesündigt. Du thronst in Ewigkeit (vgl. Bar 3,1-3). Denk an uns in deiner Barmherzigkeit. Gib uns die Gnade, uns zu schämen für das, was zu tun wir als Menschen fähig gewesen sind, uns zu schämen für diesen äußersten Götzendienst, unser Fleisch, das du aus Lehm geformt und das du mit deinem Lebensatem belebt hast, verachtet und zerstört zu haben.Niemals mehr, o Herr, niemals mehr! 
„Adam, wo bist du?“
Da sind wir, Herr, mit der Scham über das, was der als dein Abbild und dir ähnlich erschaffene Mensch zu tun, fähig gewesen ist. Denk an uns in deiner Barmherzigkeit.

Quelle: Radio Vatikan 26.05.2014

08.05.2014

Die Wüste weint


Eine alte Geschichte aus Nordafrika erzählt von einem Beduinen, der sich immer wieder der Länge nach auf den Boden legt und sein Ohr in den Wüstensand drückt. Stundenlang horcht er in die Erde hinein. Verwundert fragt ihn ein Missionar: „Was machst du da eigentlich auf der Erde?” Der Beduine erhebt sich und antwortet: „Freund, ich horche, wie die Wüste weint, sie möchte so gerne ein Garten sein!”

Was höre ich, wenn ich in mich hineinhöre? Höre ich Musik und Freudengesänge oder höre ich auch die weinende Wüste wie der Beduine, weil ich anders sein möchte? Weint die Wüste in mir, weil sie so gerne ein Garten voll blühendem Leben sein will? Leben, das seit meiner Kindheit angehäufte Verletzungen heilen lässt. Leben, das neue Chancen bekommt weil mir vergeben ist, durch mich selbst und durch andere. Leben, das neue Kraft findet, weil ich es immer besser lernen darf in mir stimmig zu sein und mein Reden und Handeln zusammenstimmt.


Am lautesten weint es in mir, wenn ich die Wüste bei anderen sehe und nicht erkenne, dass es meine eigene Wüste ist. Wie gerne möchte ich ein Garten sein der blüht und Frucht trägt. Ich hoffe und sehne mich mit der ganzen Schöpfung auf Erlösung und Befreiung von dem was in mir Wüste ist. 

08.04.2014

Gemeinschaft - so viel du brauchst


Ansprache zum Konvent 2014 (Christian Krause, kursiv Werner Sirch)
3.4.2014 St. Leonhardt in Nürnberg

Liebe Brüder, liebe Schwestern,

Gemeinschaft – so viel wir brauchen, das ist das Thema das uns heute bewegen will. Gemeinschaft, ein schwieriges Wort. Man sagt, dass der Mensch ein Gemeinschaftswesen ist, auf ein Gegenüber angewiesen.
Und doch, so denke ich, will und kann der Mensch auch allein leben. Es gibt immer mehr Singlehaushalte bei uns.
Der moderne Mensch will unabhängig sein, nicht so stark gebunden.

Die Bibel meint: „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei …“

Es scheint also doch so zu sein, dass der Mensch auf Gemeinschaft angelegt ist.
Gott schenkt dem Menschen das Gegenüber nach dem er sich sehnt. Seine Frau und später eine Familie.Schon vor meiner Geburt bin ich in eine Gemeinschaft eingebunden …
…du denkst an deine Mutter?

Ja, und nach meiner Geburt werden es immer mehr und unterschiedlichere Gemeinschaften, je älter ich werde. Da sind meine Familie, die Eltern, die Geschwister – naja, auch der Hund und die Katze – und die anderen, die mich mögen oder ärgern.

Klar, der Kindergarten mit den Spielkameraden, die sich jetzt schon zu Konkurrenten entwickeln können, mit denen man so manchen Streit ausfechten muss; wo gelernt werden kann zu kooperieren oder sich durchzusetzen. Und da ist auch die geliebte Kindergärtnerin, die so viele schöne Dinge mit uns macht.

Und dann kam die Schule. Für mich ein Horror. Eigentlich war ich neugierig auf Neues. Vieles aber interessierte mich nicht. Zum Beispiel Schreiben, wenn mir dann wieder die Schiefertafel ausgeputzt wurde, weil meine Buchstaben krumm und bucklig waren. Das hat keinen Spaß gemacht. Oder: Gemeinschaft mit den Klassenkameraden, die mich ausgelacht haben, weil ich unsportlich war, die mich wegen meiner lockigen Haare als Negerbubi verspottet haben und regelmäßig nach der Schule verkloppten – alle auf einen. Hör mir auf mit Gemeinschaft – so hätte ich sie jedenfalls nicht gebraucht.
Gab es da nicht auch Dinge, die du gerne gemacht hattest? Gruppen wo du gerne hingegangen bist, wo du Spaß an der Gemeinschaft hattest, Freunde auf die du dich verlassen konntest?

Doch, natürlich. Die Musikgruppe, wo wir gemeinsam musiziert haben. Oder die Jugendgruppe in der Gemeinde, wo ich die Geschichten von Gott hören und mit den anderen spielen und basteln konnte.
Wie gings dir dann, als du in Rummelsberg angefangen hattest?

Wieder eine Gemeinschaft mit vielen verschiedenen Menschen. Eine Brüderschaft.Das war gar nicht witzig. Ich hatte viel Angst. Noch nie war ich zuvor allein so weit von zu Hause weg. Aber ich wollte gehorsam sein, weil mich Gott auf diesen Weg nach Rummelsberg geführt hatte. Da war eine Berufung, der ich nicht ausweichen konnte. - Und dann war hier wieder Schulde, die ich doch so sehr hasste, und eine Brüderschaft, die mir irgendwie suspekt war. Daheim hatte ich schon die Gemeinschaft mir vier Brüdern – und jetzt noch so viele dazu. Ein hoher Anspruch an mich, die Dienst-, Sendungs- und Lebensgemeinschaft, die mich in gewisser Weise auch überforderte.
Doch, das kann ich schon verstehen. Eigentlich wolltest du Diakon werden und für Gott in seiner Kirche arbeiten.Richtig!

Aber das ging nicht ohne die Brüderschaft. Die hatte aber für mich den Anspruch zum Inhalt, dass man seine Brüder lieben soll. „Liebt eure Brüder …“ steht in der Bibel. Aber die waren nicht immer zum lieben. (Manchmal hätte ich auch Feindesliebe gebraucht.) Ich hab mich ja oft selber nicht geliebt, da hätte ich Hilfe gebraucht. Es war eine raue Zeit.
Aber letztlich bist du doch in diese Brüderschaft hineingewachsen, mit all ihren Ansprüchen und den vielen guten Möglichkeiten.Stimmt! – Es gibt eben auch Wunder.

Ich versuche für mich zu verstehen:
Warum brauche ich Gemeinschaft?
• Damit ich nicht verhungere
• Damit ich nicht allein bin wenn ich mich fürchte
• Damit ich abschauen kann wie's Leben funktioniert (oder wie man's besser nicht macht)
• Damit ich mich entwickeln kann
• Damit ich erfahre: Du bist von Gott geliebt, angenommen, so wie du bist

Warum brauche ich die Rummelsberger Gemeinschaft, die Brüderschaft?
Brauche ich sie (wie das salopp manchmal gesagt wird) als
- effektive "Gewerkschaft", um Forderungen durchzusetzen?
- Stellenvermittlungsagentur?
- Ideenbörse?
- Vertretung und Hilfe in Konfliktfällen?

Liebe Schwestern und Brüder,
Lasst uns am heutigen Konventstag darüber nachdenken:
Warum und wozu ich Gemeinschaft brauche, Gemeinschaft mit den Brüdern und Schwestern  -  gerade weil ich einen geistlichen Beruf habe?
Darüber nachzudenken, darüber zu sprechen, ist, wie ich meine eine lohnende, bestimmt auch hilfreiche Aufgabe beim Konvent.

Zum besonderen unserer Brüderschaft, unserer Gemeinschaft gehört, und das ist gleichzeitig auch Auftrag an uns, wie es in der Apostelgeschichte 2, 42 geschrieben steht:

„Sie blieben aber beständig in der Lehre der Apostel und in der Gemeinschaft und im Brotbrechen und im Gebet.“ Den Menschen, die uns anvertraut sind, das Evangelium, die frohe Botschaft zu verkündigen und das Heilige Abendmahl zu feiern. Und das wollen wir jetzt mit einander tun. Amen. 

25.02.2014

Konvent 2014 - erste Gedanken

Thema: Gemeinschaft -so viel du brauchst

Gedanken dazu (ziemlich persönlich)
Ist der Mensch ein Gemeinschaftswesen? - man sagt es wenigstens
Kann der Mensch auch allein leben? - die Singlehaushalte nehmen immer mehr zu
Die Bibel meint: "Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei ..." 1. Mos 2,18
- und dann: Gott sorgt für den Menschen schenkt im eine Frau, später eine Familie
Schon vor meiner Geburt bin ich in eine Gemeinschaft eingebunden - mit meiner Mutter
Nach meiner Geburt sind es unterschiedliche Gemeinschaften - sie werden immer mehr je älter ich werde
• Meine Familie (Eltern, Geschwister, Hund, Katze) - und die anderen, die mich mögen oder ärgern
• Der Kindergarten (die Spielkameraden, die Konkurrenten und die geliebte Kindergärtnerin)
• Die Schule (ich bin neugierig auf Neues und da sind die anderen, mit denen ich gemessen werde - die Feiglinge, die mich regelmäßig nach der Schule verkloppen - alle auf einen)
• Der Sportverein und die Musikgruppe (Sport ist Mord, Musik macht Spaß)
• Die Gemeinde mit der Jugendgruppe (ich höre die Geschichten von Gott, spiele und bastle mit anderen)
• Rummelsberg - eigentlich nicht das was ich wollte (schon wieder Schule) aber ich komme Gott (meiner Berufung) nicht aus. Und da ist die Brüderschaft (hab zu Hause schon vier Brüder und jetzt noch so viele Brüder dazu) mit hohem Anspruch: Dienst-, Sendungs- und Lebensgemeinschaft. - Muss ich diese Brüder lieben? Wie werden sie mit mir umgehen? Sind sie wirklich Brüder oder schon wieder Konkurrenten?
• (Später) Ehe (das Rundherumpaket), Dienstgemeinschaften usw. (aber darauf will ich jetzt nicht eingehen).

Ich versuche zu verstehen:
Warum brauche ich Gemeinschaft?
• Damit ich nicht verhungere
• Damit ich nicht allein bin wenn ich mich fürchte
• Damit ich abschauen kann wie's Leben funktioniert (oder wie man's besser nicht macht)
• Damit ich mich entwickeln kann
• Damit ich erfahre: Du bist von Gott geliebt, angenommen, so wie du bist

Warum brauche ich die Rummelsberger Gemeinschaft?
Brauche ich sie als
- effektive "Gewerkschaft", um Forderungen durchzusetzen?
- Stellenvermittlungsagentur?
- Ideenbörse?
- Vertretung und Hilfe in Konfliktfällen?

Nachdenken:
Warum und wozu brauche ich Gemeinschaft, Brüderschaft gerade in meinem geistlichen Beruf?
- darüber nachdenken, darüber sprechen ist, wie ich meine, lohnende, vielleicht auch hilfreiche Aufgabe beim Konvent.

Was erwartet die Gemeinschaft, die Brüderschaft von mir, dem Bruder?
- dass ich Verantwortung übernehme
- dass ich Gemeinschaft lebe, verbindlich bin, ansprechbar, sichtbar, engagiert
- dass ich meine Gaben für die Gemeinschaft, das Gemeinsame einbringe
Wie kann das praktisch für mich persönlich aussehen? Was darf ich ändern?