26.06.2013

- tot -

Gefunden bei Glaube.de

hallo ...

ich weiss nicht in welche rubrik ich schreiben kann... aber ich muss das irgendwie mal "los werden" - heul -

dies ist passiert... - zeitungsartikel -

Gehren (Ilmkreis). Ein 35 Jahre alter Motorradfahrer ist am Sonntag im Ilmkreis beim Zusammenstoß mit einem Bus getötet worden.
Nach Angaben eines Polizeisprechers ereignete sich der Unfall, bei dem der Motorradfahrer auch noch von einem Auto überrollt wurde, auf der Bundesstraße 88 zwischen Gehren und Wümbach. Der 35-Jährige sei mit seinem Krad aus bisher ungeklärter Ursache seitlich gegen den Bus geprallt und auf die Gegenfahrbahn gestürzt. Ein Pkw konnte dem auf der Straße liegenden Mann nicht mehr ausweichen. Der Motorradfahrer sei noch an der Unfallstelle gestorben.
09.06.13 / dpa

der motorradfahrer war mein freund-lebensgefährte. ich weiss gerade nicht, wie ich mit all dem umgehen soll. entschuldigt, vielleicht ist das auch total unpassend hier ins forum zu schreiben. dann löscht bitte den beitrag von mir.

gruss, manu.


WernerOtto:
Ja, es ist eine schreckliche Zeit die du jetzt ertragen musst. Dein ganzes Leben ist aus den Fugen geraten. Nichts ist mehr so wie es einmal war. Und er, der dir so nahe war wie sonst niemand, kommt nicht mehr. Nie mehr! Plötzlich weg. Ohne Abschied, ohne letzte Worte. Ich weine leise mit dir. Weggerissen von dir und den Kindern.

Wo ist er? Dort wo es gut ist? Was waren seine letzten Gedanken? Warum? W A R U M?
Wie geht es weiter? Ohne ihn...

Gott ich verstehe das nicht. Ich verstehe nicht warum du mir das antust. Aber ich will glauben und vertrauen, dass du mich und die Kinder durchbringst.

Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir ...
Gott schütze dich!
WernerOtto


manu:
ja, genau so ...

verabschiedet haben wir uns, aber so in dem wissen das er wieder kommt. nur das tut er einfach nicht... !!!!!!!!!!!!!!

es ist so verdammt schwer diese tatsache zu akzeptieren. ich will das alles einfach nicht.
gott zu vertrauen - ich versuch es.

Wir tun uns schwer mit solchen Nachrichten - ich ganz besonders. Mich beschleicht das Gefühl von Hilflosigkeit. Gerne möchte ich etwas Hilfreiches sagen - aber was nur. Was braucht dieser Mensch jetzt? Was braucht er jetzt nicht? Vielleicht hilft der nachfolgende Eintrag, den ich wenige Tage vorher für unser Gemeinschaftsblatt geschrieben habe, der sich auf meiner Erfahrung und der Erfahrung von Frauen, die Verlusterlebnisse hatten, stützt.

Einsam durch den Tod


Das Richtige zur rechten Zeit tun

Der Tod eines lieben Menschen bringt denen die zurückbleiben oft großes Leid. Wir vermissen den Menschen der von uns genommen wurde, er fehlt uns, wir erfahren das traurig machende Gefühl von Verlassensein. Es bleiben Fragen, auf die wir keine Antworten finden. Uns quält das „Warum, weshalb?“ Warum jetzt, warum dieser Mensch? Warum so plötzlich, warum die Krankheit, warum der Unfall? Allein in unserer Wohnung meinen wir, dass jeden Moment die Türe aufgehen müsste und der geliebte Mensch herein kommt. Voller Verzweiflung registrieren wir, dass er nicht kommt, nie wieder. Dieses „nie wieder“ lässt die Unerbittlichkeit des Todes erfahren, seine Macht, seine Grausamkeit. Nie wieder werden wir seine Stimme hören, sein Lachen, sein Weinen, seine tröstenden Worte, die uns oft so stark gemacht haben. Es ist vorbei. Uns bleiben Erinnerungen an diesen Menschen, Fotos, Gegenstände die uns zur Erinnerung werden. Und dann will uns dieses schreckliche Gefühl der Einsamkeit überfallen, dieses „nie wieder“, weg für immer.

Fragen erwachen: Wie wird es weitergehen, die Beerdigung, Freunde verständigen, was muss alles erledigt werden? Später die Frage: Wie geht mein Leben weiter, wer kann mir zur Seite stehen, wer versteht meine Not? Werde ich Alleinsein, wie komme ich damit zurecht? Wie sieht meine finanzielle Situation aus? An wen kann ich mich wenden, wo finde ich Hilfe und Beistand?

„Letztlich hat jede Frau in dieser Zeit ihren ganz eigenen Weg, der geachtet sein will. Es gibt keine allgemeine Gültigkeit,“ meint Lilo Meier (alle Namen geändert) als wir uns über dieses Thema austauschen, „da kann jeder nur für sich sprechen. Es ist ein Thema, welches viel Behutsamkeit und Respekt verlangt, weil es bis in die Tiefe anrührt“. Für Lilo Meier ist Einsamkeit nicht mit Verlassenheit gleichzusetzen. „Einsamkeit kann auch zu einem Ort der Heilung werden, weil sie mit der ganzen Wirklichkeit des Abschieds konfrontiert, das ist Schmerz. Dieser will durchlebt und angenommen sein.“

„Jede Frau und jeder Mann erlebt das Sterben des Partners, seiner Partnerin und das was danach kommt, anders“, gibt Gudrun Mechalke aus L. zu bedenken.
„Für längere Zeit brauchst du einen Menschen, mit dem du reden kannst, der dir zuhört, dem du deine Gedanken zu deinem Verlust und den Dingen des täglichen Lebens sagen kannst. Solche Menschen habe ich immer wieder gefunden,“ beschreibt sie ihre Erfahrungen beim Verlust eines nahen Menschen, „man muss auf Menschen zugehen, Initiative ergreifen“. Diese Initiative hat Gudrun, aufgrund ihrer eigenen Erfahrungen, wenige Jahre später mir gegenüber wahrgenommen. Als meine Frau wochenlang als Sterbende im Koma lag, rief sie mich beinahe jeden Tag an um zu hören wie es ihr und mir geht. Dank dafür! Dankbar bin ich auch Nikolaus und seiner Frau, die beiden Nachbarn aus S., die in dieser schweren Zeit eine Kerze mit der damaligen Jahreslosung an meine Wohnungstüre gehängt hatten: Jesus Christus spricht: Ich lebe und ihr sollt auch leben.
Das war Balsam für meine zutiefst verwundete Seele. Am Abend, wenn ich einsam in unserer Wohnung saß, zündete ich diese Kerze an, als Zeichen der Hoffnung, so wie damals nach dem Krieg Frauen brennende Kerzen für ihre vermissten Männer in die Fenster stellten.

Christine Müller, seit 2005 verwitwet, fühlt sich nicht vergessen oder allein gelassen. Sie wohnt in einer wunderschönen Seniorenanlage in Z. und pflegt regelmäßige Kontakte zu anderen Frauen, die ihre Männer auch bereits hergeben mussten. Ganz besonders wichtig sind ihr aber auch die Kontakte zu ihrer Gemeinde, „man kennt sich“, meint Christine. „Nach dem Gottesdienst spricht man miteinander. Ich interessiere mich, wie es anderen geht.“ Was ihr erzählt wird nimmt sie die Woche über in ihr persönliches Gebet. „nicht alle haben es so gut wie ich“, meint sie, „manche können nicht allein sein, ertragen die leere Wohnung nicht“.

Hilfreich wird erlebt, dass wir  mit einander sprechen. Da sein, zuhören, auf einander zugehen, das hilft Menschen in Trauer. Weniger hilfreich sind die „guten Ratschläge“ und so manches „frommes“ Gerede, das oft mehr Schmerzen als Hilfe vermittelt. Wer einen Menschen verliert kann sehr einsam werden, weil sich andere nicht trauen auf ihn zuzugehen. Es wird befürchtet zu stören oder als neugierig zu gelten. Der Umgang mit Trauernden verlangt Feingefühl um das Richtige zur rechten Zeit zu tun.

25.06.2013

Predigt: Die Ehebrecherin

4. Sonntag nach Trinitatis
23.06.2013 Fürth-St. Paul

Johannes 8,3-11 

Die Schriftgelehrten und Pharisäer brachten eine Frau, beim Ehebruch ergriffen, und stellten sie in die Mitte 4 und sprachen zu ihm: Meister, diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ergriffen worden. 5 Mose aber hat uns im Gesetz geboten, solche Frauen zu steinigen. Was sagst du? 6 Das sagten sie aber, ihn zu versuchen, damit sie ihn verklagen könnten. Aber Jesus bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde. 7 Als sie nun fortfuhren, ihn zu fragen, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie. 8 Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde. 9 Als sie aber das hörten, gingen sie weg, einer nach dem andern, die Ältesten zuerst; und Jesus blieb allein mit der Frau, die in der Mitte stand. 10 Jesus aber richtete sich auf und fragte sie: Wo sind sie, Frau? Hat dich niemand verdammt? 11 Sie antwortete: Niemand, Herr. Und Jesus sprach: So verdamme ich dich auch nicht; geh hin und sündige hinfort nicht mehr.

Liebe Gemeindeglieder, liebe Schwestern und Brüder, eine bewegende Geschichte, bei der ich innerlich schnell auf der Seite der Frau bin. Es hat wohl mit dem Umgang mit ihr zu tun. Kein Mensch achtet auf ihre Würde. Sie wird herbeigeschleppt, in die Mitte gestellt und als Ehebrecherin bloßgestellt. Sie bekommt keinen Anwalt, keine Verhandlung. Sie ist überführt, das Todesurteil gefällt ohne sie anzuhören. Gefällt von wem auch immer. Vielleicht auch vom Mob auf der Straße. Es riecht verdächtig nach Lynchjustiz. Klar ist nur eines: Sie muss sterben. Ein solches Verfahren, ein solcher Umgang ist mir zutiefst zuwider und stört mein Rechtsempfinden. So kann nach meinem Empfinden der Rechtsfrieden nicht wieder hergestellt werden.

1. Das Urteil …

Irgendwie kommt mir aber eine solche Verfahrensweise bekannt vor. Ja, ich bin auch so einer der Urteile über andere fällt, ohne mit ihnen gesprochen zu haben. Wir nennen das abschwächend Vorurteil. Wie schnell habe ich Vorurteile gegenüber anderen Menschen. Vielleicht auch deshalb, weil ich durch sie an etwas erinnert werde. Oder weil jemand mir so ähnlich ist und ich mich in ihm erkenne, ohne dass mir das bewusst ist. Immer wieder ertappe ich mich dabei, dass Ich mir das Recht herausnehme über andere zu urteilen, obwohl mich niemand zum Richter über sie bestellt hat. Ich mache mich zum Maßstab, zu einer moralischen Instanz, es muss so gehen wie ich es für richtig halte, so wie ich das Gesetz verstehe und auslege.

2. Wer im Glashaus sitzt

„Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen“, wir kennen das Sprichwort. Und trotzdem sind wir Steinewerfer. Es sind natürlich keine Steine, die wir werfen, aber das was wir werfen tut nicht minder weh. Sie verletzen uns innerlich, die „Steine“, die nach uns geworfen werden. Sie haben Namen, die wir allzu gut kennen: Vorbehalte, Vorurteile, Verurteilungen. Wir kennen sie seit unserer Kindheit. Sätze, die uns verstören und zerstören. Es sind Sätze wIe: „Das kannst du nicht“ oder „Aus dir wird nie was“ oder „So einem wie dir kann man nichts anvertrauen“. „Du reißt mit dem Hintern ein, was du mit Händen aufgebaut hast“. Ja, wir sind schnell mit Verurteilungen, nehmen uns heraus Urteile auszusprechen über Menschen ohne sie richtig zu kennen. Wenn dann der erste Stein geflogen ist, dann fangen auch die anderen an Steine zu werfen. Der Kreislauf der Gewalt ist geschlossen. Wenn der erste zu Tuscheln anfängt, dann glaubt sich auch der zweite im Recht seinen Stein zu werfen – möglichst einen größeren als der erste. Niemand prüft, ob es die Wahrheit ist die er weitergibt und wer überlegt schon ob es nötig ist, dass andere das auch wissen müssen. Keiner spricht mit dem, den es betrifft. Der Stein wird geworfen, ohne überhaupt nur zu ahnen was dieser anrichten wird. Wie kann dieser Kreislauf des Steinewerfens, dieser Kreislauf der Gewalt wieder durchbrochen werden?

3. Das Urteil

Schauen wir rein in unsere Geschichte:
Meister, diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ergriffen worden. 5 Mose aber hat uns im Gesetz geboten, solche Frauen zu steinigen. Was sagst du?
Jesus soll der Richter dieser Frau sein. Er soll das Urteil sprechen. Schlau sind sie, die Pharisäer und Schriftgelehrten. Sie wollen Jesus endlich in der Falle haben. Schon länger suchen sie eine Gelegenheit ihn anzuklagen und zum Tod verurteilen zu können. „Er soll sterben“, das ist ihr Urteil, das sie bereits über ihn gesprochen haben. Aber das Volk kommt in Scharen zu Jesus, will seine gute Nachricht hören: „Noch nie hat ein Mensch so gesprochen wie dieser“, können wir wenige Verse vor unserem Predigttext lesen. Das hindert sie kurzen Prozess mit ihm zu machen. Das Volk strömt zu Jesus, will seine Worte hören, will heil werden, gesunden.

4. Wer ohne Sünde ist

Was sagst du? 6 Das sagten sie aber, ihn zu versuchen, damit sie ihn verklagen könnten.
Es geht diesen Männern nicht um die Sünde und ihre Bekämpfung. Dazu hätten sie Jesus gar nicht gebraucht. Es geht ihnen um den Kampf gegen Jesus. Verurteilt er jetzt diese Frau, dann hat er seinen Gegnern recht geben müssen und seinen Ruf als „Freund der Zöllner und Sünder“ verloren. Schützt er aber selbst eine solche Ehebrecherin, dann ist er entlarvt als einer der es kaum ernst meint mit Gottes Geboten. Er ist ein „Diener der Sünde“. Wie Jesus sich auch entscheidet, immer haben ihn seine Gegner in der Hand. Er wendet sich von den Männern ab, geht auf Distanz, bückt sich, schreibt mit den Fingern in den Sand. Aber diese geben nicht auf. Sie reden auf ihn ein. Daraufhin richtet sich Jesus auf und hält keine flammende Rede gegen einen solch unmenschlichen Umgang mit einer Frau, wie wir es vermuten würden. Sondern gibt Anweisung, wie die Steinigung vorgenommen werden soll: Der erste, der einen Stein wirft, soll der sein, der ohne Sünde ist. - Wer ist das? - Es gibt keinen Sündlosen hier - außer Jesus. Jesus bückt sich nieder und schreibt wieder in den Sand. Er führt kein Gespräch mit seinen Gegnern. Diskutiert nicht mit den strengen, frommen Männer über das Verständnis von Sünde. Sünde ist Handeln aus Hass! Wie die geplante Steinigung. Und ist damit das genaue Gegenteil des von Gott gewollten Handelns aus Liebe. Der Älteste fängt an, einer nach dem anderen geht weg. Die Frau bleibt. Sie rennt nicht nach Hause, froh, heil aus dieser Geschichte rausgekommen zu sein.

5. Der neue Weg

10 Jesus aber richtete sich auf und fragte sie: Wo sind sie, Frau? Hat dich niemand verdammt? 11 Sie antwortete: Niemand, Herr. Und Jesus sprach: So verdamme ich dich auch nicht; geh hin und sündige hinfort nicht mehr.
Es muss nicht über die vergangene Sünde der Frau spekuliert werden. Sie wird von Jesus in ein neues Leben gesandt. In ein Leben ohne Handeln aus Hass. Liebe Gemeinde, wie viel Hass gegen uns selbst, gegen die Situation in der wir stecken, Hass gegen Menschen, die uns anvertraut sind, Hass gegen Menschen, die uns belasten und uns Böses wollen, vergiftet unser Leben und gebiert weiteren Hass und Sünde. Jesus will den Kreislauf von Hass und die daraus entstehende Gewalt in unserem Leben durchbrechen und seine Liebe in unser Herz pflanzen. Auch die Liebe zu dieser Gemeinde mit ihren vielen Problemen.

Gebet: Ja, Jesus, du mein Herr und Heiland, pflanze doch auch in mein Herz deine Liebe ein, damit der Hass mein Leben nicht mehr beherrschen kann. Amen.

Predigt: Singet!

Predigt zum Sonntag Kantate 2008

Offenbarung 15,.2-4
Und ich sah, und es war wie ein gläsernes Meer, mit Feuer vermengt; und die den Sieg behalten hatten über das Tier und sein Bild und über die Zahl seines Namens, die standen an dem gläsernen Meer und hatten Gottes Harfen und sangen das Lied des Mose, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes: Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, allmächtiger Gott! Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Völker. Wer sollte dich, Herr, nicht fürchten und deinen Namen nicht preisen? Denn du allein bist heilig! Ja, alle Völker werden kommen und anbeten vor dir, denn deine gerechten Gerichte sind offenbar geworden.

Liebe Gemeindeglieder,
liebe Schwerstern und Brüder in Christus,
am vergangenen Sonntag haben sie wieder gesungen, die Fans des FC Bayern. 5:0 gegen Dortmund, das war Grund zur Freude, Grund zum Singen: Lieder, um die eigene Mannschaft anzufeuern, Lieder um den Gegner zu demoralisieren. Lieder, welche die eigene Freude ausdrücken und eine gewisse Stimmung verbreiten. Aus dem Stadion wird nicht zuletzt durch den Gesang ein, wie man so sagt, emotionaler „Hexenkessel“.
Vor zwei Wochen hatten wir hier, in dieser Kirche, Konfirmation. Das Gotteshaus war bis auf den letzten Platz gefüllt. Ein ständiger Geräuschpegel begleitete das große Fest unserer jungen Leute. Es war nie still im Raum. Viele fühlten sich dadurch gestört. Eigentlich eine beschämende Veranstaltung, obwohl alles mit soviel Liebe vorbereitet und hergerichtet war. Gesungen hat kaum jemand. Vielleicht die Pfarrerin, der Diakon und die Konfirmanden – ein paar Gemeindeglieder, vielleicht. Aber der Mund hat sich bei vielen bewegt, ohne Ende, nicht zum Gesang, sondern zur Unterhaltung. Gut, singen kann man nicht befehlen. Das muss von innen heraus kommen. Singen drückt eine bestimmte Stimmungslange aus. Singen ist Teil meiner Begeisterung und meiner Befindlichkeit. Singen kann Ausdruck guter Laune sein aber auch der Trauer. Nicht umsonst gibt es fröhliche Lieder – aber auch ganz traurige. Wer traurig ist und Probleme hat, dem fällt es schwer, ein fröhliches Lied anzustimmen. Es kommt ihm eher die alte Leier über die Lippen, von dem was belastend ist.
Unser heutiger Sonntag heißt Kantate, zu deutsch: Singet! Singet! Ein Befehl. Den Befehl zu singen gibt es nur bei Militär: Ein Lied, zwei, drei!
Unser heutiger Sonntag fordert uns auf, Gott zu Ehren zu singen. Gott zu Ehren einen Lobpreis zu singen. Ein Lied, das Gott lobt und ehrt. Das Singen muss ja gar nicht musikalisch perfekt sein, aber es muss sich Luft machen, dass ich mich über Gott freue und ihm zu danken möchte. Wie soll ich ihm denn danken, meine Worte sind doch viel zu schwach, zu alltäglich, zu gewöhnlich, abgegriffen. Mit meiner Singstimme kann ich das Lob Gottes aber um ein mehrfaches lauter in die Welt hinausschreien, als mit meiner Sprechstimme. Mit der Musik lässt sich viel mehr ausdrücken, als durch Worte. Aber wir bleiben oft so seltsam stumm! Auch hier im Gottesdienst, wenn dran ist, Gott ein Lied zu singen. Lieber begeben wir uns in die Rolle des Zuschauers, anstatt uns aktiv am Lob Gottes zu beteiligen.
Dabei ist Singen eine wunderbare Gabe Gottes, welche die babylonische Sprachverwirrung aufheben kann, eine Gabe, die uns verändert. Singen verändert unsere Befindlichkeit unsere Psyche und ist auch aus medizinischer Sicht gesund. Gasaustausch und Stoffwechsel werden angeregt. Durch Singen steigert sich unser Wohlbefinden, wir werden beschwingt, Lasten fallen ab, es geht uns gut. Und wenn wir zum Lobe Gotttes singen, dann spüren wir, wie sich auch unser Verhältnis zu Gott ändert. Gott wohnt im Lobpreis. Mit unserem Lobpreis kommen wir direkt vor den Thron Gottes, spüren seine Gegenwart und Nähe. Alles in uns ist angesprochen. Unser Reden unser Schwätzen, in den Gottesdiensten wird viel geschätzt, auch von Pfarrern, wirkt oft belehrend und spricht nur unseren Kopf an, weniger unsere Gefühle.
Singen hat wundersame Kraft und kann tief in unseres Innerstes eindringen. Wir erleben das auch immer wieder an Sterbebetten, wenn Menschen am Ende ihres Lebens angekommen sind.
Ich habe immer wieder mal an einem Sterbebett, im Angesicht des Todes zu singen begonnen:
1. Christus, der ist mein Leben,
Sterben ist mein Gewinn;
ihm will ich mich ergeben,
mit Fried fahr ich dahin.
Philipper 1,21
2. Mit Freud fahr ich von dannen
zu Christ, dem Bruder mein,
auf daß ich zu ihm komme
und ewig bei ihm sei.
4. Wenn meine Kräfte brechen,
mein Atem geht schwer aus
und kann kein Wort mehr sprechen:
Herr, nimm mein Seufzen auf.
6. Alsdann laß sanft und stille,
o Herr, mich schlafen ein
nach deinem Rat und Willen,
wenn kommt mein Stündelein.
7. In dir, Herr, laß mich leben
und bleiben allezeit,
so wirst du mir einst geben
des Himmels Wonn und Freud.

Wenn wir singen, dann kehrt Frieden ein. Dann dringen die Worte in die Herzen, sind Balsam für unsere Seele und Stärkung in der Todesangst. Plötzlich kehrt auch in einem Sterbezimmer Frieden ein. Dann gehen die Türen zum Himmel auf und lassen uns ahnen, was auf den, der in Kürze unsere Welt verlassen will, wartet – die Freude bei Gott zu sein und in seinem Frieden ruhen zu dürfen. Singen, ist ein Geschenk Gottes, das Sprachen und Kulturen und oft auch unsere Trostlosigkeit und Angst überwindet.

Liebe Gemeinde, schauen Sie, unsere kleinen Kinder an. Sie singen gerne und mit Begeisterung, zu Hause oder im Kindergarten. Sie singen, wenn sie ganz versunken spielen, sie singen und wir fühlen, dass sie mit sich im Einklang sind, und es ihnen gut geht.
Wie heißen unsere Lieder? Was ist ihr Inhalt? Sind es Spottlieder auf andere oder Lieder, die bestimmte Menschen oder Krieg verherrlichen? Das sind die Lieder der Welt.
Kirche singt immer ein anderes Lied als die Welt. Sie singt das Lied der Anbetung Gottes und des Widerstandes gegen Not und Elend, gegen Leid und Tod. Ich weiß, dass das ein hoher Anspruch ist. Aber an diesem Anspruch sollten wir uns als Kirche messen lassen. Diktatoren lassen sich in Liedern und Kantaten von ihrem Volk bejubeln. Sie lassen Propagandalieder singen bei Massenveranstaltungen oder anderen Ereignissen. Christen setzten gegen alle Propaganda dieser Welt, gegen alle weltlichen Mächte und Gewalten das Bekenntnis ihres Glaubens. Es ist ihre Verantwortung, dass sie dem Willen Gottes gehorchen, sich gegen das Böse stellen und ihm die Macht absprechen und nicht mitmachen, wo Gottes Gebote missachtet werden. Sie singen Lieder auch in Drangsalen und Verfolgung und zeigen damit, wer wirklich die Macht hat und Herr über die Geschichte ist. Sie verunsichern und verwirren damit ihre Unterdrücker, weil diese spüren, dass es eine Macht gibt, über die sie nicht gebieten können. Eine Macht, die Menschen Freude schenkt und Kraft auch im Leiden.
In Max Frischs Theaterstück »Nun singen sie wieder« streiten sich in der ersten Szene Karl und Herbert, zwei deutsche Soldaten. Sie sind Mitglieder eines Hinrichtungskommandos. Karl wird nach der Erschießung von 21 Geiseln, die bis zu ihrem Tod standhaft gesungen haben, schwermütig. In der Folgezeit hört er immer wieder den Gesang der Getöteten. Bis zu dieser Exekution hatte die Zivilbevölkerung vor den feindlichen Soldaten Angst gezeigt und war bereit gewesen, sich selbst zu verleumden. Auch einen russischen Popen zwangen die Soldaten, falsch zu schwören. Herbert, der Kommandant, sagt darauf. »Und der Geist, der höher als unsere Macht sein soll, wo ist er denn? Wo ist er denn, dieser Gott, den sie an alle Wände malen, jahrhundertelang, den sie im Munde führen? Ich sehe und höre ihn nicht!« Darauf erwidert Karl: »Vor einer Stunde haben sie gesungen!«
Karl desertiert schließlich und flieht nach Hause. Dort entdeckt ihn sein Vater im Keller. Als er ihn zur Rede stellt und ihn dringend auffordert, wieder an die Front zurückzukehren, weigert sich Karl. Er fragt seinen Vater, ob er schon einmal auf wehrlose Menschen geschossen habe, die dazu gesungen hatten. Der Vater versucht seinem Sohn mit verschiedenen Argumenten die Schuldgefühle zu nehmen. Als Karl spürt, dass er nicht verstanden wird, beginnt er das Lied der Geiseln zu singen.
Karl singt das Lied der Geiseln. Er spürt die Kraft, die aus dem Gesang kommt und er weiß, dass er niemals mehr auf wehrlose, singende Menschen schießen will und kann. Er hat gesehen, wie die Geiseln ruhig, ohne sich zu wehren, singend in den Tod gingen. Er hat die Botschaft der singenden Menschen verstanden: Ihr könnt uns das Leben nehmen, aber nicht das, was wir im Herzen tragen, den Glauben an Gott und an eine bessere Zukunft. Er hat gesehen, welche Kraft diese Menschen aus ihren Liedern geschöpft haben. - Auch aus der Zeit der Christenverfolgungen in Rom, durch Nero, wird berichtet, dass die Christen gesungen hatten, bevor sie in den Tod gingen.

Heute ist der Sonntag Kantate: Singet! Wir denken an diesem Sonntag voller Dankbarkeit an den Liederschatz unserer Kirche. Sie verherrlichen Gott. Sie loben ihn, der Himmel und Erde geschaffen hat und erhält. Es sind Lieder, die von Gott alles erwarten, Lieder, die ihm alles bringen, Freude und Trauer, Leben und Tod. Wenn wir in unsere Bibel hineinschauen, dann finden wir dort auch einen großen Schatz an Liedern. Ich denke da jetzt ganz besonders an die 150 Psalmen, die das erste Liederbuch von Menschen sind, die an den lebendigen Gott glauben.
Heute haben wir einen großen Schatz von Liedern in unseren Gesangbüchern. Viele, viele Lieder sind in den letzten Jahren entstanden. Diese neuen Lieder singen wir bei uns vor allem in den Gottesdiensten im Gemeindehaus. Ich würde uns zum Sonntag Kantate wünschen, dass wir viel mehr singen, dass wir laut singen, unsere Freude über Gott hinausjubeln, damit wir wegkommen von den Trauerliedern des Lebens, das uns manchmal so hoffnungslos und traurig macht. Lieder können unser Herz bestimmen, Lieder können uns fröhlich machen und in unserem Glauben bestärken und gründen. Darum, lasst uns singen – Lieder für Gott singen und nicht die Trauerlieder des Lebens. Amen.

Radio F - Krankheit

Manchmal bricht sie von einer Minute auf die andere über uns herein: Eine schwere Krankheit. Wir haben geahnt, dass etwas in uns nicht in Ordnung ist. Wir haben es von uns weggeschoben, verdrängt. Dann doch der Weg zum Arzt, der Verdacht, die Diagnose.

Wohin mit unserer Furcht vor all den Untersuchungen? Wer wird mir beistehen, meine Ängste verstehen, aushalten und mit mir ertragen? Wer wird mich halten, wenn ich selbst jede Sicherheit in mir verloren habe? Wo soll ich hin mit meiner Angst, mit meinen Tränen und der Trauer darüber, dass ich nicht weiß ob ich jemals wieder gesund werde? Schreien möchte ich, es laut hinausschreien, meine Angst, das Gefühle des Verlorensein, meine Verlassenheit. Ich fühle, dass mein Leben nie mehr so sein wird, wie es war. Ich kann nicht darüber sprechen, ohne den Klos im Hals zu spüren und die Tränen, die mich gleich übermannen werden.

Wie kann ich lernen, das Unvermeidbare für mich anzunehmen? Gibt es einen Sinn für das was ich jetzt durchmache? Ich fühle mich unendlich zerrissen und zerfallen in meiner Seele. Wie kann ich mich selbst wieder finden? Kann mir mein Glaube helfen, mein Glaube an den Gott, der mich gewollt hat und der mich liebt? Wird er mich Durchtragen, wenn ich an die Grenzen meines Lebens und dessen was ich ertragen kann stoßen werde? Ich möchte mich daran festhalten, dass Jesus zu mir sagt: Fürchte dich nicht! Ich bin bei dir!