29.12.2013
Wach auf!
22.12.2013
Jesaja 52,7-10
Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Freudenboten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen, die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König!
8 Deine Wächter rufen mit lauter Stimme und rühmen miteinander; denn alle Augen werden es sehen, wenn der HERR nach Zion zurückkehrt.
9 Seid fröhlich und rühmt miteinander, ihr Trümmer Jerusalems; denn der HERR hat sein Volk getröstet und Jerusalem erlöst.
10 Der HERR hat offenbart seinen heiligen Arm vor den Augen aller Völker, dass aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.
Liebe Gemeindeglieder,
liebe Schwestern und Brüder,
1. Vorwort – Wach auf
1 Wach auf, wach auf, Zion, zieh an deine Stärke! Schmücke dich herrlich, Jerusalem, du heilige Stadt! Mit diesem Weckruf beginnt das 52. Kapitel des Buches Jesaja, dem unser heutiger Predigttext entnommen ist. Ein Weckruf, die Mutlosigkeit abzuschütteln wie den Schlaf. Das Festgewand anzulegen, sich selbst und der eigenen Stärke wieder etwas zuzutrauen. Zu suchen was mich stark macht.
Die Worte dieses Weckrufs sind nicht Teil unseres heutigen Predigttextes. Trotzdem möchte ich ihn in die Predigt einbeziehen, weil ich viel Mutlosigkeit, geistliche Mutlosigkeit, in unserem Volk und in vielen Gemeinden sehe. Wir brauchen es, dass uns immer wieder Mut und Kraft zugesprochen werden, damit wir weitergehen können und uns nicht kraft- und mutlos einem traurigen Schicksal ergeben und ratlos zusehen, wie die Glaubenslosigkeit in unserm Volk weiter zunimmt.
Ratlos und traurig, so wie damals das Volk Israel, als es in babylonischer Gefangenschaft war. Alles war zerbrochen, der Staat Juda existierte nicht mehr, Jerusalem ist nur noch ein Trümmerhaufen. Dass es so gekommen ist, war nicht nur eine Frage der damaligen politischen Machtverhältnisse, sondern auch Gottes Gericht über sein abtrünniges Volk.
2. Diagnose
Manchmal überlege ich, wie ich den geistlichen Zustand unseres Volkes und unserer St. Paulsgemeinde beschreiben kann, ob er nicht auch so eine Antwort Gottes ist. Vieles scheint ein Trümmerhaufen zu sein – hier eine Gemeinde, die schwer in Bewegung zu bringen ist - dort ein Volk, das sich zunehmend von seinen geistlichen Wurzeln abwendet. Eine Gemeinde, die auf Distanz ist, die mutlos geworden ist und so manchen Mitarbeiter auch mutlos gemacht hat. Ein Volk, das sein Heil bei allen möglichen Göttern sucht. Am meisten schmerzt mich, dass unter uns so wenig Hunger nach Gottes Wort ist, dass wir nicht mehr hören wollen was uns Gott zu sagen hat. Die Folgen sind deutlich zu sehen. Im sozialen Miteinander und im Besuch der Gottesdienste, beide nehmen stetig ab. Die soziale Krise unseres Volkes, die sich in einer Ellenbogengesellschaft zeigt, hinterlässt schlimme Spuren im Engagement und der Verantwortung für andere, die sich den Nöten derer annimmt, denen es schlechter geht als mir. Es hat sich Gleichgültigkeit und nachlassende Opferbereitschaft breit gemacht. Es macht mich nachdenklich, dass 2007 bei der Frühjahrssammlung der Diakonie noch 429 Euro gegeben wurden, das sind 7 Cent pro Gemeindeglied, 2011 waren es gerade noch 87 Euro, (1 ½ Cent pro Gemeindeglied) 2012 und 2013 nichts mehr. Bei der Herbstsammlung waren es 2007 noch 135 Euro und 2013 gerade noch 30 Euro. Eine kranke, mutlose Gemeinde, die, in der Fürsorge und dem Engagement für andere, ihr müdes Gesicht zeigt. Natürlich, ich weiß, dass Sie, liebe Gemeindeglieder, sich hier und dort engagieren und ihr Scherflein an anderer Stelle geben. Warum nicht Ihrer Gemeinde, damit sie anderen beistehen kann, wie wir es von einer christlichen Gemeinde erwarten?
3. Die Boten
Und jetzt sind die Boten unterwegs. Auch die, die nach dem Gottesdienst mit dem Licht aus Bethlehem in die Häuser unterwegs sind. Die Boten sind unterwegs als Zeichen, dass doch noch nicht alles verloren ist. Sie haben eine Nachricht gegen alle Mutlosigkeit, gegen den Schlaf, den so mancher in unserer Südstadt schläft und damit überhört, dass auch für ihn die Nachricht gilt: „Wach auf, wach auf! Wir sind doch kein armseliger Haufen, der nichts mehr zuwege bringt. In uns ist Stärke und Kraft.“ Wir können etwas bewegen, das uns allen gut tut, das neue Hoffnung für die Zukunft schenkt und unseren Blick weglenkt von unseren Befindlichkeiten, dem Neid, der Missgunst, dem sofort beleidigt sein und dem ewig um sich selbst drehen.
Es ist eine freudige Nachricht, die uns die Boten verkündigen. Sie eilen, sie rennen um diese Nachricht in kürzester Zeit in alle Häuser zu bringen. Und diese Nachricht heißt: Gott kehrt zurück nach Jerusalem und das Volk kehrt mit ihm zurück in die Heimat, in die Stadt Gottes nach Jerusalem.
4. Gott kehrt zurück
Für uns, in der Südstadt, heißt diese freudige Nachricht: „Gott kehrt zurück“. Zu jedem von uns. In unseren Herzen und Häusern wird Friede sein. Was in uns, in unserer Gemeinde und in unseren Familien zerschlagen und krank ist, wird heil werden. Gott bekennt sich mit seiner Liebe zu uns. – Und diese Liebe zeigt sich auch durch die Hände derer, die an den liebenden Gott glauben und in seinem Namen zupacken.
Die freudige Nachricht heißt: „Gott kehrt zurück“. Gott wird an der ersten Stelle unseres Lebens stehen. Er ist der, der unser Leben bestimmt, an dem wir uns orientieren und nach seinem Willen unsere Entscheidungen treffen. Gott ist mein König.
„Gott kehrt zurück“, in unsere Gemeinde, schenkt ihr neues Leben. Es wird sichtbar werden, dass Gottes Liebe in ihr wohnt, die all ihr Tun und alles Engagement für andere bestimmt.
Wenn ich nur ein Prophet wäre, wie Jesaja, und das, dieser Gemeinde zusprechen könnte!
5. Fragen
So aber bleiben Fragen:
Unsere Gemeinde, ist sie hoffnungsfroh, dass Gott kommt und auch von ihr Besitz nimmt? Die Müdigkeit und Resignation heilt? Können wir das glauben? Wollen wir das? Höre ich Jubel und Freude weil Gott kommt?
Was höre ich? Nichts? Will ich es glauben oder fehlt mir der Glaube, dass Gott den Trümmerhaufen der Mutlosigkeit und Resignation unserer Gemeinde heilen kann?
Ich überlege, wie das Evangelium heißt das Gott unserer Gemeinde zusprechen müsste, das Evangelium, das mich elektrisiert und in Bewegung bringt? Wie heißt die frohe Nachricht, die unsere Gemeinde braucht, damit sie das Exil verlassen kann und wieder dahin kommt, wo Gottes Wort gepredigt wird und ihre triste Mutlosigkeit in Freude verwandelt wird?
6. Die Freudenboten
Was verkündigen die Freudenboten, die Prediger unserer Gemeinde, im Auftrag Gottes? Haben sie eine schlechte Botschaft, weil sie von einer großen Mehrheit dieser Gemeinde eher gemieden werden? Sind wir eine Gemeine, deren Mehrheit sich nicht sammeln will? Oder ist es eine langweilige Botschaft, eine Nachricht, die an der Realität unseres Lebens vorbeigeht, eine Botschaft die mich nicht betrifft? Warum will ich es nicht hören, wenn Gott mir sagt, dass er mich liebt, geliebt hat, noch bevor ich im Leib meiner Mutter war? Warum will ich es nicht hören, dass sich bei mir ändern darf, was mir die Ruhe und den Frieden da drinnen in meinem Herzen raubt.
Kehr um! Kehr um aus dem Exil, komm zurück aus der Gefangenschaft, damit Gott die Trümmer deines Lebens heilen kann. Das ist die Nachricht der Freudenboten. Komm zurück in die Gemeinschaft dieser Gemeinde, sie braucht dich. Gott will dich und die Trümmer dieser Gemeinde heilen.
Ich würde mir das so sehr wünschen, dass wir die traurige Distanz innerhalb verschiedener Gruppen unserer Gemeinde aufgeben könnten und uns gegenseitig zujubeln, dass wir diesen wunderbaren Gott haben, den König aller Könige, der uns durch Jesus zu seinen Kindern gemacht hat. Es schmerz mich, dass wir zur gleichen Zeit an unterschiedlichen Orten Gottesdienst feiern und nicht in der Lage sind gemeinsam zu feiern. Unsere Befindlichkeiten, unsere Vorbehalte sind groß, größer als unsere Sehnsucht nach Gemeinschaft mit denen, die auch zur selben Gemeinde gehören.
Dabei ist es eine dreifache gute Nachricht, die die Freudenboten dem Volk Gottes bringen und die uns allen gilt: Gott ist dein König! - Du bist mein Volk! - Tröstet, tröstet mein Volk!
7. Die gute Nachricht
Das sind heute unsere guten Nachrichten für unsere Gemeinde und für unser Volk:
Gott kommt! Gott kommt in die Trümmerhaufen unseres Lebens, so wie es damals der Prophet verkündet hat, dass Gott in die Trümmerhaufen des zerstörten Jerusalems kommt. Gott kommt! Das ist eine mächtige Botschaft gegen die Finsternis der noch existierende Mächte und Kräfte.
Die Wächter jubeln, sie dürfen die Zeugen der Ankunft Gottes sein. Noch sieht man die Ankunft Gottes nicht, aber man hört die Freudenrufe der Wächter. Die Freudenboten sind’s die es laut hinausschreien und Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen, der Gemeinde sagen: Gott ist dein König! Und es wird der Tag kommen, wo wir ihn sehen werden, den wiederkommenden Jesus. Dann werden wir auf die Knie fallen und ihn, unseren Retter, anbeten – und es wird alles gut werden.
Lasst uns die Ohren aufmachen, damit wir die gute Nachricht hören und in unser Herz einlassen. Lasst uns bereit sein für sein Kommen. Lasst uns neugierig und hungrig nach Gott werden und nicht mehr am Sonntagmorgen zur Gottesdienstzeit im waren Bett liegenbleiben wollen, sondern hören was uns unser König zu sagen hat. Lasst uns Gemeinschaft haben mit ihm, der aus Liebe zu uns Mensch geworden ist, und mit denen, denen auch seine Liebe gilt.
Unsere Welt ist immer noch von Trümmerhaufen gezeichnet. Das Kommen Gottes ist unvollendet. Noch sind die Trümmerhaufen in unserem Leben vorhanden. Noch steht unsere vollkommene Heilung aus. Das wird erst am Ende der Zeiten sein, wenn Gott alles Neu macht, dann wenn das Böse überwunden ist und die Sünde keinen Raum mehr hat.
Es ist Gottes Erbarmen mit seinem Volk, das uns schon jetzt hineinnimmt in die Gotteskindschaft, auch wenn wir noch auf der Wanderschaft sind ihm entgegen. Gott ist mit uns auf dem Weg. Und wir dürfen anfangen, mit seiner Hilfe unsere Trümmerhaufen aufzuräumen. Er ist mit uns auf dem Weg dorthin, wo wir dann als Geheilte ihn schauen werden von Angesicht zu Angesicht. Amen.
08.07.2013
Unser Kreuz mit dem Kreuz
26.06.2013
- tot -
hallo ...
ich weiss nicht in welche rubrik ich schreiben kann... aber ich muss das irgendwie mal "los werden" - heul -
dies ist passiert... - zeitungsartikel -
Gehren (Ilmkreis). Ein 35 Jahre alter Motorradfahrer ist am Sonntag im Ilmkreis beim Zusammenstoß mit einem Bus getötet worden.
Nach Angaben eines Polizeisprechers ereignete sich der Unfall, bei dem der Motorradfahrer auch noch von einem Auto überrollt wurde, auf der Bundesstraße 88 zwischen Gehren und Wümbach. Der 35-Jährige sei mit seinem Krad aus bisher ungeklärter Ursache seitlich gegen den Bus geprallt und auf die Gegenfahrbahn gestürzt. Ein Pkw konnte dem auf der Straße liegenden Mann nicht mehr ausweichen. Der Motorradfahrer sei noch an der Unfallstelle gestorben.
09.06.13 / dpa
der motorradfahrer war mein freund-lebensgefährte. ich weiss gerade nicht, wie ich mit all dem umgehen soll. entschuldigt, vielleicht ist das auch total unpassend hier ins forum zu schreiben. dann löscht bitte den beitrag von mir.
gruss, manu.
WernerOtto:
Ja, es ist eine schreckliche Zeit die du jetzt ertragen musst. Dein ganzes Leben ist aus den Fugen geraten. Nichts ist mehr so wie es einmal war. Und er, der dir so nahe war wie sonst niemand, kommt nicht mehr. Nie mehr! Plötzlich weg. Ohne Abschied, ohne letzte Worte. Ich weine leise mit dir. Weggerissen von dir und den Kindern.
Wo ist er? Dort wo es gut ist? Was waren seine letzten Gedanken? Warum? W A R U M?
Wie geht es weiter? Ohne ihn...
Gott ich verstehe das nicht. Ich verstehe nicht warum du mir das antust. Aber ich will glauben und vertrauen, dass du mich und die Kinder durchbringst.
Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal, fürchte ich kein Unglück, denn du bist bei mir ...
Gott schütze dich!
WernerOtto
manu:
ja, genau so ...
verabschiedet haben wir uns, aber so in dem wissen das er wieder kommt. nur das tut er einfach nicht... !!!!!!!!!!!!!!
es ist so verdammt schwer diese tatsache zu akzeptieren. ich will das alles einfach nicht.
gott zu vertrauen - ich versuch es.
Wir tun uns schwer mit solchen Nachrichten - ich ganz besonders. Mich beschleicht das Gefühl von Hilflosigkeit. Gerne möchte ich etwas Hilfreiches sagen - aber was nur. Was braucht dieser Mensch jetzt? Was braucht er jetzt nicht? Vielleicht hilft der nachfolgende Eintrag, den ich wenige Tage vorher für unser Gemeinschaftsblatt geschrieben habe, der sich auf meiner Erfahrung und der Erfahrung von Frauen, die Verlusterlebnisse hatten, stützt.
Einsam durch den Tod
Das Richtige zur rechten Zeit tun
Fragen erwachen: Wie wird es weitergehen, die Beerdigung, Freunde verständigen, was muss alles erledigt werden? Später die Frage: Wie geht mein Leben weiter, wer kann mir zur Seite stehen, wer versteht meine Not? Werde ich Alleinsein, wie komme ich damit zurecht? Wie sieht meine finanzielle Situation aus? An wen kann ich mich wenden, wo finde ich Hilfe und Beistand?
25.06.2013
Predigt: Die Ehebrecherin
23.06.2013 Fürth-St. Paul
Johannes 8,3-11
Die Schriftgelehrten und Pharisäer brachten eine Frau, beim Ehebruch ergriffen, und stellten sie in die Mitte 4 und sprachen zu ihm: Meister, diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ergriffen worden. 5 Mose aber hat uns im Gesetz geboten, solche Frauen zu steinigen. Was sagst du? 6 Das sagten sie aber, ihn zu versuchen, damit sie ihn verklagen könnten. Aber Jesus bückte sich und schrieb mit dem Finger auf die Erde. 7 Als sie nun fortfuhren, ihn zu fragen, richtete er sich auf und sprach zu ihnen: Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein auf sie. 8 Und er bückte sich wieder und schrieb auf die Erde. 9 Als sie aber das hörten, gingen sie weg, einer nach dem andern, die Ältesten zuerst; und Jesus blieb allein mit der Frau, die in der Mitte stand. 10 Jesus aber richtete sich auf und fragte sie: Wo sind sie, Frau? Hat dich niemand verdammt? 11 Sie antwortete: Niemand, Herr. Und Jesus sprach: So verdamme ich dich auch nicht; geh hin und sündige hinfort nicht mehr.
Liebe Gemeindeglieder, liebe Schwestern und Brüder, eine bewegende Geschichte, bei der ich innerlich schnell auf der Seite der Frau bin. Es hat wohl mit dem Umgang mit ihr zu tun. Kein Mensch achtet auf ihre Würde. Sie wird herbeigeschleppt, in die Mitte gestellt und als Ehebrecherin bloßgestellt. Sie bekommt keinen Anwalt, keine Verhandlung. Sie ist überführt, das Todesurteil gefällt ohne sie anzuhören. Gefällt von wem auch immer. Vielleicht auch vom Mob auf der Straße. Es riecht verdächtig nach Lynchjustiz. Klar ist nur eines: Sie muss sterben. Ein solches Verfahren, ein solcher Umgang ist mir zutiefst zuwider und stört mein Rechtsempfinden. So kann nach meinem Empfinden der Rechtsfrieden nicht wieder hergestellt werden.
1. Das Urteil …
Irgendwie kommt mir aber eine solche Verfahrensweise bekannt vor. Ja, ich bin auch so einer der Urteile über andere fällt, ohne mit ihnen gesprochen zu haben. Wir nennen das abschwächend Vorurteil. Wie schnell habe ich Vorurteile gegenüber anderen Menschen. Vielleicht auch deshalb, weil ich durch sie an etwas erinnert werde. Oder weil jemand mir so ähnlich ist und ich mich in ihm erkenne, ohne dass mir das bewusst ist. Immer wieder ertappe ich mich dabei, dass Ich mir das Recht herausnehme über andere zu urteilen, obwohl mich niemand zum Richter über sie bestellt hat. Ich mache mich zum Maßstab, zu einer moralischen Instanz, es muss so gehen wie ich es für richtig halte, so wie ich das Gesetz verstehe und auslege.
2. Wer im Glashaus sitzt
„Wer im Glashaus sitzt, soll nicht mit Steinen werfen“, wir kennen das Sprichwort. Und trotzdem sind wir Steinewerfer. Es sind natürlich keine Steine, die wir werfen, aber das was wir werfen tut nicht minder weh. Sie verletzen uns innerlich, die „Steine“, die nach uns geworfen werden. Sie haben Namen, die wir allzu gut kennen: Vorbehalte, Vorurteile, Verurteilungen. Wir kennen sie seit unserer Kindheit. Sätze, die uns verstören und zerstören. Es sind Sätze wIe: „Das kannst du nicht“ oder „Aus dir wird nie was“ oder „So einem wie dir kann man nichts anvertrauen“. „Du reißt mit dem Hintern ein, was du mit Händen aufgebaut hast“. Ja, wir sind schnell mit Verurteilungen, nehmen uns heraus Urteile auszusprechen über Menschen ohne sie richtig zu kennen. Wenn dann der erste Stein geflogen ist, dann fangen auch die anderen an Steine zu werfen. Der Kreislauf der Gewalt ist geschlossen. Wenn der erste zu Tuscheln anfängt, dann glaubt sich auch der zweite im Recht seinen Stein zu werfen – möglichst einen größeren als der erste. Niemand prüft, ob es die Wahrheit ist die er weitergibt und wer überlegt schon ob es nötig ist, dass andere das auch wissen müssen. Keiner spricht mit dem, den es betrifft. Der Stein wird geworfen, ohne überhaupt nur zu ahnen was dieser anrichten wird. Wie kann dieser Kreislauf des Steinewerfens, dieser Kreislauf der Gewalt wieder durchbrochen werden?
3. Das Urteil
Schauen wir rein in unsere Geschichte:
Meister, diese Frau ist auf frischer Tat beim Ehebruch ergriffen worden. 5 Mose aber hat uns im Gesetz geboten, solche Frauen zu steinigen. Was sagst du? Jesus soll der Richter dieser Frau sein. Er soll das Urteil sprechen. Schlau sind sie, die Pharisäer und Schriftgelehrten. Sie wollen Jesus endlich in der Falle haben. Schon länger suchen sie eine Gelegenheit ihn anzuklagen und zum Tod verurteilen zu können. „Er soll sterben“, das ist ihr Urteil, das sie bereits über ihn gesprochen haben. Aber das Volk kommt in Scharen zu Jesus, will seine gute Nachricht hören: „Noch nie hat ein Mensch so gesprochen wie dieser“, können wir wenige Verse vor unserem Predigttext lesen. Das hindert sie kurzen Prozess mit ihm zu machen. Das Volk strömt zu Jesus, will seine Worte hören, will heil werden, gesunden.
4. Wer ohne Sünde ist
Was sagst du? 6 Das sagten sie aber, ihn zu versuchen, damit sie ihn verklagen könnten. Es geht diesen Männern nicht um die Sünde und ihre Bekämpfung. Dazu hätten sie Jesus gar nicht gebraucht. Es geht ihnen um den Kampf gegen Jesus. Verurteilt er jetzt diese Frau, dann hat er seinen Gegnern recht geben müssen und seinen Ruf als „Freund der Zöllner und Sünder“ verloren. Schützt er aber selbst eine solche Ehebrecherin, dann ist er entlarvt als einer der es kaum ernst meint mit Gottes Geboten. Er ist ein „Diener der Sünde“. Wie Jesus sich auch entscheidet, immer haben ihn seine Gegner in der Hand. Er wendet sich von den Männern ab, geht auf Distanz, bückt sich, schreibt mit den Fingern in den Sand. Aber diese geben nicht auf. Sie reden auf ihn ein. Daraufhin richtet sich Jesus auf und hält keine flammende Rede gegen einen solch unmenschlichen Umgang mit einer Frau, wie wir es vermuten würden. Sondern gibt Anweisung, wie die Steinigung vorgenommen werden soll: Der erste, der einen Stein wirft, soll der sein, der ohne Sünde ist. - Wer ist das? - Es gibt keinen Sündlosen hier - außer Jesus. Jesus bückt sich nieder und schreibt wieder in den Sand. Er führt kein Gespräch mit seinen Gegnern. Diskutiert nicht mit den strengen, frommen Männer über das Verständnis von Sünde. Sünde ist Handeln aus Hass! Wie die geplante Steinigung. Und ist damit das genaue Gegenteil des von Gott gewollten Handelns aus Liebe. Der Älteste fängt an, einer nach dem anderen geht weg. Die Frau bleibt. Sie rennt nicht nach Hause, froh, heil aus dieser Geschichte rausgekommen zu sein.
5. Der neue Weg
10 Jesus aber richtete sich auf und fragte sie: Wo sind sie, Frau? Hat dich niemand verdammt? 11 Sie antwortete: Niemand, Herr. Und Jesus sprach: So verdamme ich dich auch nicht; geh hin und sündige hinfort nicht mehr. Es muss nicht über die vergangene Sünde der Frau spekuliert werden. Sie wird von Jesus in ein neues Leben gesandt. In ein Leben ohne Handeln aus Hass. Liebe Gemeinde, wie viel Hass gegen uns selbst, gegen die Situation in der wir stecken, Hass gegen Menschen, die uns anvertraut sind, Hass gegen Menschen, die uns belasten und uns Böses wollen, vergiftet unser Leben und gebiert weiteren Hass und Sünde. Jesus will den Kreislauf von Hass und die daraus entstehende Gewalt in unserem Leben durchbrechen und seine Liebe in unser Herz pflanzen. Auch die Liebe zu dieser Gemeinde mit ihren vielen Problemen.
Gebet: Ja, Jesus, du mein Herr und Heiland, pflanze doch auch in mein Herz deine Liebe ein, damit der Hass mein Leben nicht mehr beherrschen kann. Amen.
Predigt: Singet!
Offenbarung 15,.2-4
Liebe Gemeindeglieder,
1. Christus, der ist mein Leben,
Sterben ist mein Gewinn;
ihm will ich mich ergeben,
mit Fried fahr ich dahin.
Philipper 1,21
2. Mit Freud fahr ich von dannen
zu Christ, dem Bruder mein,
auf daß ich zu ihm komme
und ewig bei ihm sei.
4. Wenn meine Kräfte brechen,
mein Atem geht schwer aus
und kann kein Wort mehr sprechen:
Herr, nimm mein Seufzen auf.
6. Alsdann laß sanft und stille,
o Herr, mich schlafen ein
nach deinem Rat und Willen,
wenn kommt mein Stündelein.
7. In dir, Herr, laß mich leben
und bleiben allezeit,
so wirst du mir einst geben
des Himmels Wonn und Freud.
Wenn wir singen, dann kehrt Frieden ein. Dann dringen die Worte in die Herzen, sind Balsam für unsere Seele und Stärkung in der Todesangst. Plötzlich kehrt auch in einem Sterbezimmer Frieden ein. Dann gehen die Türen zum Himmel auf und lassen uns ahnen, was auf den, der in Kürze unsere Welt verlassen will, wartet – die Freude bei Gott zu sein und in seinem Frieden ruhen zu dürfen. Singen, ist ein Geschenk Gottes, das Sprachen und Kulturen und oft auch unsere Trostlosigkeit und Angst überwindet.
Radio F - Krankheit
Manchmal bricht sie von einer Minute auf die andere über uns herein: Eine schwere Krankheit. Wir haben geahnt, dass etwas in uns nicht in Ordnung ist. Wir haben es von uns weggeschoben, verdrängt. Dann doch der Weg zum Arzt, der Verdacht, die Diagnose.
Wohin mit unserer Furcht vor all den Untersuchungen? Wer wird mir beistehen, meine Ängste verstehen, aushalten und mit mir ertragen? Wer wird mich halten, wenn ich selbst jede Sicherheit in mir verloren habe? Wo soll ich hin mit meiner Angst, mit meinen Tränen und der Trauer darüber, dass ich nicht weiß ob ich jemals wieder gesund werde? Schreien möchte ich, es laut hinausschreien, meine Angst, das Gefühle des Verlorensein, meine Verlassenheit. Ich fühle, dass mein Leben nie mehr so sein wird, wie es war. Ich kann nicht darüber sprechen, ohne den Klos im Hals zu spüren und die Tränen, die mich gleich übermannen werden.
Wie kann ich lernen, das Unvermeidbare für mich anzunehmen? Gibt es einen Sinn für das was ich jetzt durchmache? Ich fühle mich unendlich zerrissen und zerfallen in meiner Seele. Wie kann ich mich selbst wieder finden? Kann mir mein Glaube helfen, mein Glaube an den Gott, der mich gewollt hat und der mich liebt? Wird er mich Durchtragen, wenn ich an die Grenzen meines Lebens und dessen was ich ertragen kann stoßen werde? Ich möchte mich daran festhalten, dass Jesus zu mir sagt: Fürchte dich nicht! Ich bin bei dir!