31.07.2008

Radio F - Zeit ist kostbar

Zeit ist kostbar. Wenn wir diese Worte hören, dann fällt uns ein, dass möglichst vieles in kürzester Zeit erledigt werden muss. Arbeitszeit ist kostbar und teuer. Aber auch im privaten Bereich geht es uns nicht viel besser. Zu nichts haben wir richtig Zeit. Es wächst uns über den Kopf, nach der Arbeit noch der Haushalt, die Kinder, jeder will was anderes von uns. Ja, Zeit ist kostbar, sie ist knapp geworden.

Als meine älteste Enkelin noch ganz klein war, setzte ich mich oft hin und sah ihr stundenlang zu. Das kleine Kind, wie es sich mit sich selbst beschäftige und ganz zufrieden in seinem Bettchen lag. Das war für mich kostbare Zeit. Noch viel kostbarer waren die drei Stunden jeden Tag, in denen ich meine Frau auf der Intensivstation besuchen durfte. Am Bett sitzen, die Hand halten, bangen und hoffen auf den Tag, an dem sie aus dem Koma aufwachen kann. Mir wurde bewusst, wie kostbar die Zeit ist, die wir mit unseren Lieben verbringen dürfen und wie achtlos wir oft mit dieser geschenkten Zeit umgehen.

„Was hätte ich dir noch alles sagen wollen“, brach es vor kurzem aus einer 18-jährigen heraus, als sie am Totenbett ihres überraschend verstorbenen Vaters stand. Ja, was versäumen wir uns zu sagen? Das gute Wort, dass wir uns lieben und für einander wichtig sind. Die roten Rosen auf dem Sarg können vielleicht unser schlechtes Gewissen beruhigen aber sie bringen die kostbare Zeit mit dem geliebten Menschen nicht mehr zurück.

Radio F - Krankheit

Manchmal bricht sie von einer Minute auf die andere über uns herein: Eine schwere Krankheit. Wir haben geahnt, dass etwas in uns nicht in Ordnung ist. Wir haben es von uns weggeschoben, verdrängt. Dann doch der Weg zum Arzt, der Verdacht, die Diagnose.

Wohin mit unserer Furcht vor all den Untersuchungen? Wer wird mir beistehen, meine Ängste verstehen, aushalten und mit mir ertragen? Wer wird mich halten, wenn ich selbst jede Sicherheit in mir verloren habe? Wo soll ich hin mit meiner Angst, mit meinen Tränen und der Trauer darüber, dass ich nicht weiß ob ich jemals wieder gesund werde? Schreien möchte ich, es laut hinausschreien, meine Angst, das Gefühle des Verlorensein, meine Verlassenheit. Ich fühle, dass mein Leben nie mehr so sein wird, wie es war. Ich kann nicht darüber sprechen, ohne den Klos im Hals zu spüren und die Tränen, die mich gleich übermannen werden.

Wie kann ich lernen, das Unvermeidbare für mich anzunehmen? Gibt es einen Sinn für das was ich jetzt durchmache? Ich fühle mich unendlich zerrissen und zerfallen in meiner Seele. Wie kann ich mich selbst wieder finden? Kann mir mein Glaube helfen, mein Glaube an den Gott, der mich gewollt hat und der mich liebt? Wird er mich Durchtragen, wenn ich an die Grenzen meines Lebens und dessen was ich ertragen kann stoßen werde? Ich möchte mich daran festhalten, dass Jesus zu mir sagt: Fürchte dich nicht! Ich bin bei dir!

Radio F - Hören

Was machen wir, wenn wir bemerken,, dass unser Gehör langsam aber beständig nachlässt? Zum Arzt gehen? Hörgeräte tragen? Ach was, das geht schon noch, denken wir und fangen an zu verstecken, dass wir nicht alles verstanden haben. Immer schön lächeln und mit dem Kopf nicken, wenn uns jemand anspricht, dann merkt es der andere nicht.

Bei meinen Besuchen im Altenheim oder in der Gemeinde beobachte ich immer wieder, dass es einen Lieblingsplatz für Hörgeräte gibt: Die Nachttischschublade. Eigentlich gehören die kleinen Wunderdinger in die Ohren, aber dort liegen sie gut und man spart außerdem die teuren Batterien

Leider werden die Folgen oft nicht so recht bedacht. Durch schlechtes Hören, werde ich immer isolierter. Ich kann immer weniger Anteil daran nehmen, was um mich herum vorgeht.

Immer öfter fühle ich mich unverstanden, weil andere nicht verstehen was ich meine. Sie denken, dass ich wahrscheinlich meinen Verstand verloren habe. So dumm erscheinen meine Antworten und so gar nicht bei der Sache meine Fragen. Dabei funktioniert mein Verstand, nur die Ohren nicht.

Mein Rat: Verstecken Sie ihre Schwerhörigkeit nicht. Sagen sie: „Ich höre nicht gut. Bitte sprechen Sie langsam und deutlich mit mir und schreien sie mich bitte nicht an!“ Nehmen sie mit Selbsthilfegruppen und Beratungsstellen Kontakt auf. Zum Beispiel mit der Schwerhörigenseelsorge. Dort werden sie erfahren, wie sie kompetent und selbstbewußt mit ihrer Hörbehinderung umgehen können.

Radio F - Die Macht des Fehlenden

Otto Funcke erzählt in seinen Lebenserinnerungen, dass er, als er zehn Jahren alt war, wegen einer schweren Krankheit nicht zur Schule gehen durfte. Er wäre so gerne mit den anderen Kindern gegangen. So beneidete er alle anderen Kinder, wenn sie morgens mit ihren Schultaschen vorüber kamen. Die Kinder beneideten ihn, dass er nicht in die Schule musste, sondern zu Hause bleiben durfte.

Wir erleben es auch an uns: Was wir nicht haben können das zieht uns an. Es scheint besonders verlockend. Der Eine sehnt sich nach einer Partnerschaft und der Andere neidet die Freiheit des Ledigen. Wie gerne möchte er aus der Ehe heraus.

Irgendwie hat uns die Unzufriedenheit immer im Griff. Wir sehen gebannt auf das was uns fehlt, maulen und nörgeln, jammern und neiden.

Vor lauter Unzufriedenheit vergessen wir, auf das voller Dankbarkeit zu sehen, was wir haben. Dabei sind wir reich beschenkt - trotz allem was uns zu fehlen scheint. Vielleicht sollten wir es wagen, eine andere Blickrichtung einzuschlagen. Ich glaube nicht, dass die Unzufriedenheit unser Leben zum Guten hin verändert, sondern die Dankbarkeit, die unser Herz mit Freude und Frieden füllen kann. Als Christen haben wir allen Grund zur Dankbarkeit, denn unser Leben ist immer in einem guten Plan Gottes geborgen – auch wenn es manchmal ganz anders aussehen mag und wir nicht verstehen, was gerade in unserem Leben vorsich geht.

Radio F - Der ängstliche Hund

Ich hatte am vergangenen Wochenende Besuch von einem sehr guten Freund.
Er kam mit seiner Hündin Ella. Die beiden sind nun schon seit drei Jahren zusammen.

Ich habe mich sehr gefreut die beiden zu sehen und wir verbrachten an diesem Wochenende viel Zeit mit Laufen in der Natur.
Dabei ist mir aufgefallen, wie mein Freund mit seiner Hündin umgeht. Er spricht ganz ruhig mit ihr, er ruft sie und er führt sie.
Oftmals hatte ich das Gefühl, ich müsste jetzt eher in strengen Ton was sagen, damit sie nicht auf die Straße läuft oder sonst was passiert. Ich war oftmals ängstlich, aber mein Freund, der sprach ganz ruhig mit Ella.

Am zweiten Tag erzählte ich ihm von meinen Beobachtungen. Da sagte er ganz ruhig zu mir: “Warum soll ich streng mit ihr sein? Du siehst doch, das sie auf mich hört. Du musst wissen, sie ist eher ein ängstlicher Hund und wenn ich mit ihr streng werden würde, dann bekäme sie nur noch mehr Angst. Und das will ich nicht. Sie ist ein guter Hund.“

Mich hat das sehr berührt und jetzt fällt mir noch mehr auf, wenn ich dazu neige streng zu werden. Das war ein gutes Wochenende für mich.

Diese Geschichte, hat eine gute Freundin aufgeschrieben. Sie hat mich nachdenklich gemacht. Ruhig bleiben. Ruhe ausstrahlen, besonders dann, wenn wir fürchten, dass etwas passieren könnte. Ruhe vermitteln, die dem anderen Sicherheit überträgt mit dieser Situation zurecht zu kommen. Mit Strenge vermitteln wir vielleicht eher das Gefühl nicht genügen zu können und lösen damit Angst und ein Gefühl der Unsicherheit aus.