Zeit ist kostbar. Wenn wir diese Worte hören, dann fällt uns ein, dass möglichst vieles in kürzester Zeit erledigt werden muss. Arbeitszeit ist kostbar und teuer. Aber auch im privaten Bereich geht es uns nicht viel besser. Zu nichts haben wir richtig Zeit. Es wächst uns über den Kopf, nach der Arbeit noch der Haushalt, die Kinder, jeder will was anderes von uns. Ja, Zeit ist kostbar, sie ist knapp geworden.
Als meine älteste Enkelin noch ganz klein war, setzte ich mich oft hin und sah ihr stundenlang zu. Das kleine Kind, wie es sich mit sich selbst beschäftige und ganz zufrieden in seinem Bettchen lag. Das war für mich kostbare Zeit. Noch viel kostbarer waren die drei Stunden jeden Tag, in denen ich meine Frau auf der Intensivstation besuchen durfte. Am Bett sitzen, die Hand halten, bangen und hoffen auf den Tag, an dem sie aus dem Koma aufwachen kann. Mir wurde bewusst, wie kostbar die Zeit ist, die wir mit unseren Lieben verbringen dürfen und wie achtlos wir oft mit dieser geschenkten Zeit umgehen.
„Was hätte ich dir noch alles sagen wollen“, brach es vor kurzem aus einer 18-jährigen heraus, als sie am Totenbett ihres überraschend verstorbenen Vaters stand. Ja, was versäumen wir uns zu sagen? Das gute Wort, dass wir uns lieben und für einander wichtig sind. Die roten Rosen auf dem Sarg können vielleicht unser schlechtes Gewissen beruhigen aber sie bringen die kostbare Zeit mit dem geliebten Menschen nicht mehr zurück.