Wieder geht es auf Weihnachten zu, dem Fest der Liebe. Es ist für mich die Zeit, nieder zu schreiben was mich in diesem Jahr ganz besonders zu Weihnacht bewegt.
In diesem Jahr fällt mir das besonders schwer. Unsere Welt scheint in Flammen zu
stehen: Messerattentate und Erschießungen Unbeteiligter auf offener Straße, Enthauptungen
in Kirchen, Überfälle auf Synagogen, Kriege und neue Kriegsgefahren.
Wir leben in einer schwierigen Zeit. Fühlen uns „eingesperrt“ in unsere
Wohnungen. Durch das Grundgesetz garantierte Freiheiten sind außer Kraft
gesetzt. Vieles ist nicht möglich: Besuche (nur eingeschränkt), Hauskreise,
Essengehen in einem Lokal, Theater, Konzerte, Musikproben (nur eingeschränkt), Sportveranstaltungen,
Bummel auf dem Christkindlesmarkt hier in Nürnberg. Vielen Menschen „fällt die
Decke auf den Kopf“. Man geht mit Masken im Gesicht zum Einkauf, viele haben
dabei Angst sich anzustecken. Der Schulunterricht mit Masken und offenen
Fenstern wird zur Tortur. Wir spüren, dass wir in einer anderen Zeit, in einer
anderen Gesellschaft leben. Gerne hätten wir unser altes Leben zurück. Stattdessen
bricht vieles plötzlich auf. Es macht uns unsicher und durchaus auch ängstlich.
Ich bin erschrocken über wachsendem Egoismus, Radikalismus, Lieblosigkeit und
Gewalt unter uns. Zusammen mit der Covid-19-Infektion macht sich solches in
unserer Gesellschaft scheinbar immer mehr breit.
Trotzdem, es wird Weihnachten! Für uns ein ganz besonderes Fest. Manchmal
zweifle ich aber daran, dass es über den Sinn des Weihnachtsfestes, in unserer
Gesellschaft noch ein tragendes gemeinsames
Verständnis gibt. Für viele ist Weihnachten Konsum, das festliche Essen, die Geschenke,
Besuche bei Eltern und Geschwistern und vielleicht der jährliche
Gottesdienstbesuch in einem der festlichen Weihnachtsgottesdienste. Wie wird es
dieses Jahr wirklich sein? Werden wir von Herzen, wie wir es gewohnt sind,
feiern können? Wohl kaum!
Allein der Gedanke an den Heiligen Abend lässt tiefen Frust in mir aufkommen.
In unserer kleinen, feinen Dorfkirche wird es aus Hygienegründen und dem damit
verbundenen Platzmangel, keinen einzigen Gottesdienst in der Heiligen Nacht geben.
Draußen auf dem Land, in verschiedenen Dörfern und Scheunen, wird sich die
Gemeinde treffen. Unsere kleine Kirche bleibt dunkel, kein Krippenspiel durch
Kinder und Jugendliche, keine Lichterkerzen am Christbaum, keine festliche
Musik durch den Posaunen- und Kirchenchor, der feierliche Glockenklang bleibt
aus und die Orgel stumm. Für mich als Gemeindeorganist schon sehr fatal.
Corona hat uns fest im Griff und wir hoffen trotzdem davor verschont zu
bleiben. Wir spüren Angst um uns und unsere Lieben, Unsicherheit wie es weitergehen
wird. Viele plagt die Sorge, nicht mehr alles Lebenswichtige kaufen zu können.
Wieder wird in den Geschäften gehamstert, wieder, wie im Frühjahr, vor allem
Klopapier und Küchenrollen. Haben wir wirklich solch einen „Schiss“, dass wir uns
davor fürchten müssen nach dem Toilettengang kein Papier mehr zur Verfügung zu haben?
Ja, in gewisser Weise kommen wir wirklich seit Monaten zu kurz. In unserer
kleinen Kirche sind, aufgrund von
Hygienevorschriften, lediglich 35 Sitzplätze ausgewiesen. Für eine lebendige
Dorfgemeinde viel zu wenige. Das Gemeindehaus ist aus gleichem Grund gesperrt.
Gerade in solch schwierigen Zeiten ist das für eine Gemeinde verheerend. Viele alte
Menschen und Alleinstehende vereinsamen, verlieren ihre Kontakte, auch zu ihrer
Gemeinde. Selbst das Treffen unseres Hauskreises fällt unter die strengen
Kontaktverbote. Wir sitzen in unseren Wohnungen und sehnen uns nach denen, die
uns etwas bedeuten. Seit Pfingsten versucht unsere Gemeinde, über ihren
YouTube-Kanal, Kontakte aufrecht zu halten, mit wöchentlichen Kurzansprachen durch
unsere Pfarrerin und auf unserer Orgel gespielter Musik mit Chorälen und
Liedern.
Wie gehe ich als Christ mit dieser Situation um? Immer wieder stelle ich mir
die Frage, ob das wirklich alles so in Gottes Hand ist. Ich weiß und glaube es,
dass uns kein Haar ohne sein Wissen vom Haupt fällt. Wer ist es also, der unser
Leben so total umkrempelt? Ein Virus, nur ein winziger kleiner, für unsere
Augen nicht sichtbarer Virus? Ich kann mich trotzdem nicht der Frage erwehren,
ob es ein Gericht, ein Rufzeichen dessen ist, der die ganze Schöpfung in seiner
Hand hält, durch dessen Wort alles geschaffen ist? Was will er uns sagen, mit
dieser den ganzen Erdkreis umspannenden Pandemie, die so viel Leid mit sich
bringt? Er ist doch der Liebhaber des Lebens, ein Vater, der uns beim Namen
ruft, beschützt und auf uns wartet. Ich will darauf vertrauen, dass Gottes
Liebe auch in dieser unsicheren Zeit einen Weg für uns hat.
Weihnachten, viele von uns feiern es als Fest der Liebe, weil Gottes Sohn, vor
mehr als 2.000 Jahren, in Jesus, in einem Stall geboren, auf diese Welt gekommen
ist. Könige haben den Stern am Himmel als Zeichen seiner Geburt gesehen, den
Hirten auf dem Felde wurde durch Engel Jesu Geburt verkündet: “Euch ist heute
der Heiland geboren.“ Sie sind zum Stall geeilt, um zu sehen was da geschehen
ist und sie fanden das Kind in der Krippe, Jesus, Gottes Sohn. Durch ihn wurde
Gottes Liebe und Macht für uns sichtbar: Blinde sehen, Lahme gehen, Tote stehen
auf. Uns wird die frohe Botschaft von Gottes Liebe verkündet: die Bezahlung für
unsere Verkehrtheit und unsere Schuld. Dafür stirbt der Gottessohn, Jesus,
einen grausamen Tod am Kreuz. Drei Tage liegt er im Grab. Dann bezwingt Jesus
den Tod, der sich an ihm, dem Sündlosen („Der Sünde Sold ist der Tod.“ Röm 6,23),
vergangen hatte. „Ich lebe und ihr sollt auch Leben!“(Joh 14,19), das ist seine Nachricht an uns. Darum
erwarten auch wir im Glauben unsere Auferstehung zum ewigen Leben in Gottes
Herrlichkeit, in der Jesus bei uns wohnt und „der Tod wird nicht mehr sein, noch
Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen“. (Offenbarung
21,4)
Ich wünsche Euch allen ein frohes Weihnachtsfest. Bleibt behütet.
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