Ansprache zum Beichtgottesdienst vor der Konfirmation 2011
Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden,
liebe Eltern und Angehörige unserer Konfirmandinnen und Konfirmanden
liebe Gäste,
liebe Gemeinde,
eine alte Geschichte aus Nordafrika erzählt von einem Beduinen, der sich immer wieder der Länge nach auf den Boden legt und sein Ohr in den Wüstensand drückt. Stundenlang horcht er in die Erde hinein. Verwundert fragt ihn ein Missionar: „Was machst du da eigentlich auf der Erde?” Der Beduine erhebt sich und antwortet: „Freund, ich horche, wie die Wüste weint, sie möchte so gerne ein Garten sein!”
Wenn wir, wie der Beduine, stille werden, unsere Ohren auftun, nach innen richten, dann können auch wir die Wüste weinen hören. Die Wüste in uns, weil wir ein blühender Garten sein möchten. Die Wüste der Einsamkeit in uns weint, weil wir so gerne ein Garten der Begegnung sein möchten. Die Wüste der Ungeduld weint, weil sie so gerne ein Ort der Ruhe und der Langmut sein möchte. Die Wüste aus Verzweiflung weint, sie möchte so gerne ein Garten der Hoffnung sein. Die Wüste der Schuld weint, sie möchte so gerne ein Garten der Vergebung sein. Die Wüste des Sterbens weint, sie möchte so gerne ein Garten des neuen Lebens sein.
Wenn wir mutig sind, uns trauen hinzuschauen und hinzuhören, dann können wir viel Wüste in uns entdecken. Zeiten, wo wir kein blühender Garten sind, oft nur mit uns selbst beschäftigt. Zeiten, in denen uns nur wenig zu gelingen scheint. Zeiten in denen wir uns innerlich ausgetrocknet fühlen. Diese Wüstenzeiten ängstigen und blockieren uns. Wir leiden, spüren das Trostlose, das Unfruchtbare in uns. Eigentlich möchten wir doch ganz anders sein: Ein bunter blühender Garten, an dem wir und andere sich erfreuen können. Ein fruchtbarer Garten, so wie ihn sein Schöpfer gedacht und wunderbar gemacht hat. Er hat ihn mit so vielen Gaben und Begabungen ausgestattet.
Liebe Konfirmandinnen und liebe Konfirmanden, liebe Eltern und Paten, liebe Gäste und Gemeindeglieder, ihr seid solch ein wunderbarer, von Gott erdachter Garten. Nein, bestimmt keine Wüste. Ihr habt Begabungen und Fähigkeiten mitbekommen, mit denen ihr wuchern dürft. Und ich denke, dass in euch noch viel mehr an Wunderbarem schlummert, verborgen, unerkannt, jetzt noch gar nicht zu sehen. Vieles, das sich in den nächsten Jahren noch entwickeln wird. Wunderbar seid ihr, von Gott erdacht und gemacht.
Da ist aber auch Wüste in uns, das, was Leben in Gefahr bringt, das, was unser Leben oft so fruchtlos und freudlos macht. Wüste, die uns innerlich verbrennt und vertrocknen lässt und vom Leben wegbringt. Wir fühlen das, es macht uns unruhig und unglücklich, denn eigentlich sehnen wir uns danach ein blühender Garten zu sein, in dem es wächst und gedeiht. Ein blühender Garten, der uns Freude schenkt, der uns die Erfahrung machen lässt, geliebt und angenommen zu sein.
Und so sind wir auf der Suche. Oft ganz unbewusst. Wir suchen, den blühenden Garten: die Ruhe, den Frieden, die Freude, die Anerkennung, das Angenommensein. Kurz gesagt: Das, was meinem Leben Halt und Glück schenkt. Aber wo sollen wir suchen? Es gibt so viele Angebote, die uns locken, die ihre Hände nach uns ausstrecken. - Viele geben auf, weil sie nicht finden, leben so weiter – unglücklich, mit der großer Sehnsucht im Herzen nach dem, den wir Vater nennen dürfen – den Gott mit den vielen Namen. Den Gott, den wir im Konfirmandenunterricht immer wieder miteinander gesucht haben: den Gott der Barmherzigkeit, den liebenden, geduldigen, vergebenden Gott. Den Gott der uns bei unserem Namen gerufen hat und dessen Kind wir durch die Taufe geworden sind. Es ist der Gott, der unsere Lebens-Wüste mit neuem Leben erfüllen kann. Er, der Liebhaber des Lebens, der uns dazu verhelfen will, dass wir leben, richtig leben. Der Gott, der nicht will, dass sich die Wüste in uns ausbreitet und bestimmend wird.
Dieser barmherzige, liebende, geduldige und vergebende Gott lädt uns heute zu sich ein: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken“. Bei ihm dürfen wir die Wüste in uns lassen, damit Fruchtbares wachsen kann.
Wenn es in der Wüste regnet, dann wird daraus ein grünender und blühender Garten. Und so will das, was wir nachher in der Beichte und im Abendmahl mit einander tun, eine Einladung Gottes sein – ein warmer Regenguss in der Wüste. Wasser für eine verdurstende Seele. „Ich will heute bei dir einkehren“, sagt Jesus zum Zöllner Zachäus. Er macht ihm keine Vorwürfe, lehnt ihn nicht ab, trotz allem was er in seinem Leben falsch gemacht und verbrochen hat. Jesus lädt sich bei ihm ein, kommt ihm, dem Sünder, nahe.
Heute lädt sich Jesus auch bei uns ein. In der Beichte und im Heiligen Abendmahl will er bei uns einkehren, damit wir Vergebung erfahren. Wir dürfen das loslassen was uns belastet und quält. Wir dürfen neu anfangen – mit ihm.
„Freund, ich horche, wie die Wüste weint, sie möchte so gerne ein Garten sein!” das war die Antwort des Beduinen. Hören wir doch die Tränen der Wüste in uns – sie möchte so gerne ein Garten sein. Amen.
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