03.04.2008

Ansprache Beichtgottesdienst zur Konfirmation

Gott spricht: Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte. Jeremia 31,3

Liebe Konfirmandinnen,
liebe Konfirmanden,
liebe Angehörige und Gäste,
liebe Schwestern und Brüder in Christus,

es gibt einen, dem du nicht gleichgültig bist. Es ist egal wie alt du bist, ob du Konfirmand oder Konfirmandin, ob du Vater oder Mutter bist, ob du Patin oder Pate bist, ab du Großeltern bist – es gibt einen dem du nicht gleichgültig bist: Gott.

Sicher bist du auch deinen Eltern und Freunden nicht gleichgültig. So wie du sie liebst, lieben sie dich bestimmt auch. Es ist aber doch etwas ganz besonderes, dass wir wissen dürfen: Gott interessiert sich für mich. Er schenkt mir Aufmerksamkeit und Würde und steigert sich sogar zu einem Liebesbekenntnis: Ich habe dich je und je geliebt.

Mir läuft ein Schauer den Rücken hinunter, wenn ich diese Worte höre: Gott liebt mich. Gott liebt mich, bereits mein ganzes Leben lang und er wird mich lieben in alle Ewigkeit. Er liebt mich so wie ich bin, mit allen meinen Gaben und Fähigkeiten. Aber auch mit meinen Grenzen und Unzulänglichkeiten. Gott nörgelt nicht an mir herum, sondern er erzieht mich auf seine Weise, mit Langmut und Geduld und voller Güte.

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, morgen werdet ihr bei eurer Konfirmation, bzw. bei eurer Taufe, Ja sagen zu diesem liebenden Gott. Zu ihm, der euch schon geliebt hat, bevor ihr im Leib eurer Mutter wart. Ihr werdet Ja sagen zu einem Gott, der zu euch schon lange sein Ja gesprochen hat. Seine Liebe zu euch ist seitdem keinen Tag abgerissen. Morgen werdet ihr bekennen, dass ihr an ihn glaubt und mit ihm leben wollt. Ich bin sicher, dass ihr lieben Konfis das so in eurem Herzen fühlt und morgen gerne dieses Ja sprechen werdet. Das Fest und die Geschenke sind auch wichtig, aber nicht der Inhalt eurer Konfirmation – ich denke ihr habt das begriffen. Euer Ja zu eurer Taufe, in der euer Name mit Jesus verbunden wurde, das ist der Inhalt eurer Konfirmation. Wir haben uns im Unterricht oft darüber unterhalten.

Dieser liebende und barmherzige Gott will euer ganzes Herz haben. Er, der euch so sehr liebt, will auch von euch geliebt werden, er will, dass ihr ihm vertraut. Darum wollen wir jetzt in diesem Beichtgottesdienst darüber nachdenken, wo wir Gott nicht vertraut haben, wo wir ihn nicht geliebt haben und ihn vergessen hatten. Wir wollen unser Lebenshaus reinigen, und ihn bitten, dass er bei uns einzieht.

Das ist der Sinn dieses Beichtgottesdienstes. Zum Thema Beichten, sind manchmal schreckliche Gedanken, Ängste und Geschichten im Umlauf. Das ist nicht der Sinn der Beichte, einen anderen bloß zu stellen, ihn runter zu machen. Sinn ist, dass unser Verhältnis zu Gott und zu unseren Mitmenschen wieder in Ordnung kommt. Sinn ist, dass wir entlastet und unsere Schuld los werden, dass Heilung in meinem Leben passiert. Beichte hat zunächst dein ganz persönliches Verhältnis zu Gott im Blick und dass daraus dann auch Heilung unserer Beziehungen zu anderen Menschen passiert.

Weil Gott mich liebt und mich neu anfangen lässt, lasse ich auch den anderen neu anfangen und vergebe ihm, wo er mich verletzt hat, wo Ungerechtigkeit war und andere Schuld. Ich lasse es einfach gut sein zwischen mir und meinem Nächsten, trage ihm nichts nach und binde ihn nicht mehr an sein Versagen.

Ich weiß, beichten, das ist ein schreckliches Wort, das einem nicht so leicht über die Lippen geht. Wenn ich etwas beichten soll, dann muss ich mich auch der Sache stellen. Ich muss zugeben, vor mir zugeben, dass es Dinge gibt, die nicht in Ordnung sind und waren. Dinge, die ich bewusst oder unbewusst in meinem Leben zugelassen habe. Dinge, die Gott nicht gefallen, Dinge, die mir nicht gut tun oder meinen Nächsten verletzt haben. Ich denke, dass es uns allen gut tut, wenn wir uns Zeit nehmen und in Gedanken über unser Leben nachdenken und es im Blickwinkel eines liebenden Gottes betrachten, der so gerne mit uns Kontakt hat und unser Leben mit den Strömen seiner Liebe segnet, auch wenn wir immer wieder eigenen Wege gehen und ihn vergessen.

Gott spricht: Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte.

Gott zieht uns zu sich. Er will uns damit wegziehen vom Bösen, von Mächten, die Einfluss auf unser Leben nehmen möchten. Er will uns wegziehen von Mächten, die uns vorspiegeln wie toll das alles ist, was Gott nicht in unserem Leben möchte und wie wichtig es ist ja nichts zu verpassen – egal ob es uns gut tut oder nicht. Am Schluss aber beleibt Unruhe, Unfrieden und schlechtes Gewissen. Gott zieht uns zu sich, damit wir Frieden haben.

Gott will, dass wir umkehren. Heute, in dieser Stunde. Er will, dass wir versuchen es mit seiner Hilfe künftig besser zu machen und ihn nicht aus unserem Leben ausblenden. Ich würde mich freuen, wenn ihr lieben Konfirmanden, die ihr mir in unserer Konfizeit sehr ans Herz gewachsen seid, in Zukunft so lebt, wozu ihr berufen seid – von Gott berufen seid: Ihr sollt Licht sein – Gottes Licht in einer Welt, in der es oft so finster ist. Ich hoffe, dass ihr euch weiterhin hier sehen lässt, damit das, was an Gutem in euch zu wachsen begonnen hat, weiter wachsen kann, damit ihr Christen mit festem Fundament werdet, die in sich und in Gott ruhen.

Ich will aber nicht versäumen, denen ins Gewissen zu reden, für die alles wichtig ist, nur nicht ihr Glaube an den Gott, der sie je und je geliebt hat und der sie lauter Güte zu sich ziehen will und mit seiner Güte zur Buße, zur Umkehr ruft.

Ich möchte euch zum Schluss eine kleine Geschichte erzählen:

Ein Junge lässt am Strand bei herrlichem Wind seinen Drachen steigen. Als seine Schnur völlig abgerollt ist, sieht man den Drachen gar nicht mehr, so hoch ist er in die Wolken hineingeschwebt. Ein älterer Herr tritt zu dem Jungen und fragt ihn, was er da mache. „Ich lasse meinen wunderschönen Drachen steigen!”, sagt der Junge stolz. „Aber ich sehe gar keinen Drachen”, sagt der Mann. „Ich sehe ihn auch nicht”, antwortet der Junge, „und doch ist er da, ich fühle, wie er zieht.” - Wie oft fragen uns Menschen danach, wo Gott ist. Er ist doch nicht zu sehen. Nein, wir sehen ihn auch nicht. Aber wir spüren, wie er zieht, mit seiner Liebe und Treue, seiner Barmherzigkeit und Wahrheit zieht er unser Leben in seine Nähe und ans Ziel.[1]

Lasst die Verbindung zu Gott nicht los, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, so wie der Junge die Schnur seines Drachen nicht losgelassen hat, obwohl er ihn nicht mehr sehen konnte. Liebe Gemeindeglieder, liebe Gäste, vielleicht ist auch für Sie der heutige Abend eine gute Gelegenheit, die Schnur zu Gott wieder in die Hand zu nehmen und ganz neu mit ihm anzufangen.

Gott spricht: Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte. Amen.



[1] Axel Kühner – Textarchiv 769

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