Predigt Offenbarung 15,.2-4
Und ich sah, und es war wie ein gläsernes Meer, mit Feuer vermengt; und die den Sieg behalten hatten über das Tier und sein Bild und über die Zahl seines Namens, die standen an dem gläsernen Meer und hatten Gottes Harfen und sangen das Lied des Mose, des Knechtes Gottes, und das Lied des Lammes: Groß und wunderbar sind deine Werke, Herr, allmächtiger Gott! Gerecht und wahrhaftig sind deine Wege, du König der Völker. Wer sollte dich, Herr, nicht fürchten und deinen Namen nicht preisen? Denn du allein bist heilig! Ja, alle Völker werden kommen und anbeten vor dir, denn deine gerechten Gerichte sind offenbar geworden.
liebe Schwerstern und Brüder in Christus,
am vergangenen Sonntag haben sie wieder gesungen, die Fans des FC Bayern. 5:0 gegen Dortmund, das war Grund zur Freude, Grund zum Singen: Lieder, um die eigene Mannschaft anzufeuern, Lieder um den Gegner zu demoralisieren. Lieder, welche die eigene Freude ausdrücken und eine gewisse Stimmung verbreiten. Aus dem Stadion wird nicht zuletzt durch den Gesang ein, wie man so sagt, emotionaler „Hexenkessel“.
Singen hat wundersame Kraft und kann tief in unseres Innerstes eindringen. Wir erleben das auch immer wieder an Sterbebetten, wenn Menschen am Ende ihres Lebens angekommen sind.
Ich habe immer wieder mal an einem Sterbebett, im Angesicht des Todes zu singen begonnen:
1. Christus, der ist mein Leben,
Sterben ist mein Gewinn;
ihm will ich mich ergeben,
mit Fried fahr ich dahin.
Philipper 1,21
2. Mit Freud fahr ich von dannen
zu Christ, dem Bruder mein,
auf daß ich zu ihm komme
und ewig bei ihm sei.
4. Wenn meine Kräfte brechen,
mein Atem geht schwer aus
und kann kein Wort mehr sprechen:
Herr, nimm mein Seufzen auf.
6. Alsdann laß sanft und stille,
o Herr, mich schlafen ein
nach deinem Rat und Willen,
wenn kommt mein Stündelein.
7. In dir, Herr, laß mich leben
und bleiben allezeit,
so wirst du mir einst geben
des Himmels Wonn und Freud.
In Max Frischs Theaterstück »Nun singen sie wieder« streiten sich in der ersten Szene Karl und Herbert, zwei deutsche Soldaten. Sie sind Mitglieder eines Hinrichtungskommandos. Karl wird nach der Erschießung von 21 Geiseln, die bis zu ihrem Tod standhaft gesungen haben, schwermütig. In der Folgezeit hört er immer wieder den Gesang der Getöteten. Bis zu dieser Exekution hatte die Zivilbevölkerung vor den feindlichen Soldaten Angst gezeigt und war bereit gewesen, sich selbst zu verleumden. Auch einen russischen Popen zwangen die Soldaten, falsch zu schwören. Herbert, der Kommandant, sagt darauf. »Und der Geist, der höher als unsere Macht sein soll, wo ist er denn? Wo ist er denn, dieser Gott, den sie an alle Wände malen, jahrhundertelang, den sie im Munde führen? Ich sehe und höre ihn nicht!« Darauf erwidert Karl: »Vor einer Stunde haben sie gesungen!«
Karl desertiert schließlich und flieht nach Hause. Dort entdeckt ihn sein Vater im Keller. Als er ihn zur Rede stellt und ihn dringend auffordert, wieder an die Front zurückzukehren, weigert sich Karl. Er fragt seinen Vater, ob er schon einmal auf wehrlose Menschen geschossen habe, die dazu gesungen hatten. Der Vater versucht seinem Sohn mit verschiedenen Argumenten die Schuldgefühle zu nehmen. Als Karl spürt, dass er nicht verstanden wird, beginnt er das Lied der Geiseln zu singen.
Karl singt das Lied der Geiseln. Er spürt die Kraft, die aus dem Gesang kommt und er weiß, dass er niemals mehr auf wehrlose, singende Menschen schießen will und kann. Er hat gesehen, wie die Geiseln ruhig, ohne sich zu wehren, singend in den Tod gingen. Er hat die Botschaft der singenden Menschen verstanden: Ihr könnt uns das Leben nehmen, aber nicht das, was wir im Herzen tragen, den Glauben an Gott und an eine bessere Zukunft. Er hat gesehen, welche Kraft diese Menschen aus ihren Liedern geschöpft haben. - Auch aus der Zeit der Christenverfolgungen in Rom, durch Nero, wird berichtet, dass die Christen gesungen hatten, bevor sie in den Tod gingen.
Heute ist der Sonntag Kantate: Singet! Wir denken an diesem Sonntag voller Dankbarkeit an den Liederschatz unserer Kirche. Sie verherrlichen Gott. Sie loben ihn, der Himmel und Erde geschaffen hat und erhält. Es sind Lieder, die von Gott alles erwarten, Lieder, die ihm alles bringen, Freude und Trauer, Leben und Tod. Wenn wir in unsere Bibel hineinschauen, dann finden wir dort auch einen großen Schatz an Liedern. Ich denke da jetzt ganz besonders an die 150 Psalmen, die das erste Liederbuch von Menschen sind, die an den lebendigen Gott glauben.
Heute haben wir einen riesigen Schatz von Liedern in unseren Gesangbüchern. Viele, viele Lieder sind in den letzten Jahren entstanden. Diese neuen Lieder singen wir bei uns vor allem in den Gottesdiensten im Gemeindehaus. Ich würde uns zum Sonntag Kantate wünschen, dass wir viel mehr singen, dass wir laut singen, unsere Freude über Gott hinausjubeln, damit wir weg kommen von den Trauerliedern des Lebens, das uns manchmal so hoffnungslos und traurig macht. Lieder können unser Herz bestimmen, Lieder können uns fröhlich machen und in unserem Glauben bestärken und gründen. Darum, lasst uns singen – Lieder für Gott singen und nicht die Trauerlieder des Lebens. Amen.
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