28.12.2007

Predigt am Altjahresabend 2007

Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. Lasst euch nicht durch mancherlei und fremde Lehren umtreiben, denn es ist ein köstlich Ding, dass das Herz fest werde, welches geschieht durch Gnade. Hebräer 13, 8-9b

Liebe Gemeindeglieder,
liebe Schwestern und Brüder in Christus,

Jesus Christus, das Allheilmittel. So könnten wir auch unseren heutigen Predigttext am Ende des Jahres verstehen. Und da gibt es wahrlich viel zu heilen, wenn wir zurückblicken. Was ist nicht alles in unserem persönlichen Leben gewesen, das uns belastet und bedrängt. Viele unter uns tragen Trauer in ihrem Herzen. Trauer um einen geliebten Menschen, Trauer über Schuld und Versagen, Trauer über verlorene Gesundheit.

Wenn wir in die Zeitungen schauen oder die Rückblicke in Rundfunk und Fernsehen hören oder ansehen, dann erinnern wir uns an all das, das uns schon so weit weg schien. Wir können es beinahe nicht glauben, dass das, in den vergangenen 12 Monaten, unsere Herzen bewegt hat und Teil der Nachrichten war. Wir erinnern uns an Dinge, die uns Freude und Kummer bereitet haben, über die wir gelacht haben oder die uns Kummer machten.

Da wird der Ministerpräsident aus dem Amt gemobbt, Airbus baut 10.000 Stellen ab, und die deutsche Handball-Nationalmannschaft wird Weltmeister. Künftig gibt es erst Rente mit 67 Jahren, in Heiligendamm tagt der G 8-Gipfel und verwandelt den Ort zu einer Festung. London und Glasgow melden Terroralarm, während im Gazastreifen Bürgerkrieg herrscht. Die Rote Moschee in Islamabad wird tagelang belagert. Die Tour de France wird durch Doping-Fälle zum Spott. Acht Inder werden bei einer Hetzjagd durch das sächsische Müglen schwer verletzt. In Bayern taucht wieder Ekelfleisch auf. In Birma schlägt das Militärregime die friedlichen Proteste der Mönche gewaltsam nieder. In Deutschland nimmt die Polizei drei mutmaßliche islamistische Terroristen im Sauerland fest. Die deutschen Fußballfrauen werden in Schanghai wieder Fußball-Weltmeister. Günter Beckstein wird bayerischer Ministerpräsident. Vizekanzler Müntefering tritt aus persönlichen Gründen zurück. Die Fürther Landrätin Gabriele Pauli verabschiedet sich ganz aus ihrer Partei. In Schleswig-Holstein findet die Polizei in einem Haus fünf tote Kinder. Weitere Kindermorde erschüttern an Weihnachten die Oberpfalz und München. In Pakistan wird nach den Weihnachtstagen die Oppositionsführerin Benazir Bhutto erschossen.

Eine Rückschau, die nur ein weinig hineingegriffen hat in die Ereignisse eines Jahres. Eine Rückschau, die uns übermächtig deutlich macht: Wir brauchen Heilung. Heilung von Schrecken und Gewalt, Heilung unserer verletzten Seelen und verwundeten Gewissen. Viele dieser Nachrichten hören wir und nehmen sie kaum noch zur Kenntnis. Wir haben uns an Kummer und Leid gewöhnt, sind weitgehend abgestumpft. Und zur Zeit scheinen wir uns daran zu gewöhnen, dass Mütter ihre Kinder umbringen.

Jesus Christus, das Allheilmittel, auch für die schlechten und erschütternden Nachrichten eines Jahres? Er, der schon immer war und immer sein wird. Er sagt uns: Ich bin für euch da und ich werde für euch da sein. Ich werde für euch da sein, wenn ihr einen Zeitabschnitt beendet und einen neuen beginnt. Ich werde für euch da sein, wenn sich das alte Jahr neigt, wenn ihr zurückschaut auf das was gewesen ist, was euch Freude gemacht oder was euch Kummer bereitet hat. Ich werde für euch da sein, wenn ihr ein neues Jahr, einen neuen Lebensabschnitt beginnt.

Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit. Es geht nicht darum, dass wir Jesus als den in alle Ewigkeit Unveränderlichen preisen. Eine solche Eigenschaft ist den heidnischen Göttern zu eigen. Wir bekennen aber, das Jesus Christus heute der selbe ist, der er gestern war und in Ewigkeit bleiben wird. Und das bedeutet, dass er, der „Christus gestern“, der als Gottessohn, vor aller Zeit in der Herrlichkeit Gottes lebte, Mensch geworden ist. Oder wie die Bibel es ausdrückt, ins Fleisch gekommen ist, gekreuzigt wurde und damit die Erlösung einer verlorenen Welt erwirkt hat. Als der „Christus heute“ ist er der auferstandene Gottessohn, der als Hoherpriester zur Rechten Gottes thront und durch seinen Heiligen Geist in den Gläubigen wirkt um seine Gemeinde auf Erden zu sammeln und zu vollenden. Als „Christus der Ewigkeit“ ist er der wiederkommende Gottessohn, der sein ewiges Königreich in dieser Welt aufrichten wird.

Ich weiß: Unser Bekenntnis zu Jesus klingt in unserem Gottesdienst oft müde und freudlos. Im persönlichen Leben ist es oft kaum zu hören, es begegnet uns eher als Fisch auf unserem Auto oder als Kreuzanstecker.

Und trotzdem ist Jesus der, der unser Leben kennt. Unsere Gefühle der Freude, über Erfolg und Gelingen und unsere Dankbarkeit für Erreichtes. Aber auch unsere Erleichterung darüber, dass wir wieder ein Jahr geschafft haben.

Jesus kennt aber auch unsere Ungewissheit über den weiteren Weg, den unser Leben nehmen soll. Alle Ängste und Sorgen, die wir haben und die wir uns machen, um unsere Gesundheit, um unsere Lieben, um den Arbeitsplatz, die Kinder und Enkelkinder. Jesus kennt alles gelebte und ungelebte Leben, die genutzten und verpassten Chancen, unser Gelingen und unser Scheitern, unser Starksein und unser Schwachsein.

Das Leben, Leiden und Sterben Jesu nimmt auch das vergangene Jahr und das was es brachte mit auf. Jesu Leben hat Platz für unser Leben, mit allem was war. Sein Leiden trägt unsere Schuld und unsere Angst. Seine Auferstehung trägt den Grund für eine starke Hoffnung auf Zukunft über das vergehende und kommende Jahr hinaus.

Deutlich spricht der Apostel die Warnung aus, dass wir uns nicht durch fremde Lehren umtreiben lassen. In unseren Tagen haben wir es mit einem beinahe unübersehbaren religiösen Markt zu tun. Für jeden Geschmack ist etwas dabei. Für den, der Aktion und Events sucht genauso, wie für den, der in Meditation versinken will. Und es ist vieles dabei, das mit der Botschaft der Heiligen Schrift nicht mehr gedeckt ist. Manches Bibel- und Gottesverständnis ist nicht mehr geprägt von der Liebe Gottes zu den Menschen, sondern von Angst und großer innerer Not.

Wir sollten darum mit den Angeboten auf diesem „religiösen Markt“ achtsam umgehen und uns nicht treiben lassen. Fremde Lehren ziehen durchaus auch Mitglieder unserer Landeskirche in ihren Bann und es gibt Gemeindeglieder, die nehmen diese Angebote je nach Bedarf parallel zum Angebot ihrer Gemeinde in Anspruch. Es ist für mich ein wichtiges Kennzeichen eines unreifen und ungefestigten Christen, das sich in der Beeinflussbarkeit durch irrige Lehren zeigt. Die Reinheit und Klarheit des persönlichen Verhältnisses zu Christus und der untadelige Wandel des Christen ist wichtig, aber ebenso wichtig ist die eindeutige biblische Lehrbildung, die sich allein am Wort Gottes ausrichtet.

Ich denke Sie spüren, liebe Gemeinde, wie wichtig es ist, immer wieder und beständig unter das Wort Gottes zu kommen, damit unser Glaube fest wird. Damit er fest in Gottes Wort einwurzelt und unterscheiden lernt zwischen Lehre und Irrlehre.

Es gehört leider zu den notvollen Erscheinungen im Raum so mancher Gemeinden, dass immer wieder in den eigenen Reihen Menschen auftauchen, die „manigfaltige und fremde“ d.h. unrichtige Lehren verkündigen. Darum gelten allen Christen die Mahnungen der Bibel, festzuhalten an dem zuverlässigen Wort Gottes. Der Apostel mahnt uns und wir sollten es ernst nehmen: „Gib acht auf die Lehre!“

Trotzdem und trotz allem möchte ich Sie, liebe Gemeinde, an diesem letzten Abend des Jahres 2007 zu einem Leben in Gelassenheit und Heiterkeit aufrufen. Wir sind in Gottes Hand und in seiner Liebe geborgen. Und wir haben einen Gott, der uns das Lachen lehrt. Wir haben keinen griesgrämigen und humorlosen Gott. In der Gemeinde können wir Vergewisserung unseres Glaubens erfahren und finden. Denn in ihr ist das Erfahrungsfeld der Gnade, durch die das Herz fest wird. Der Gottesdienst ist der Ort, an dem sich Jesus mit denen trifft, die ihn als Herrn und Heiland bekennen und sie dadurch im Glauben gewiss macht.

So wird unser Herz fest. Und das ist etwas köstliches. Übrigens: Unsere Bibel hält viele solcher Köstlichkeiten für uns bereit. Vier dieser Köstlichkeiten will ich nennen: Erste Köstlichkeit – dem Herrn danken. Viele schaffen es nicht, Gott gegenüber ein dankbares Herz zu haben. Es sind Verletzungen vorhanden. Sie leben im Streit mit ihm, erklären ihn für schuldig. Dabei wäre so ein Abend am Ende eines Jahres wunderbar geeignet Gott zu danken, für alles was er an uns und an unseren Lieben Gutes getan hat.

Die zweite Köstlichkeit ist Gott loben. Wir wollen gerne gelobt werden. Gott möchte das auch. Er möchte, dass wir ihn um seinetwillen loben, weil er der ist, der Himmel und Erde geschaffen hat, weil er uns gewollt hat und weil wir in allem was wir tun, von seiner wunderbaren Schöpfung leben.

Die dritte und vierte Köstlichkeit: Geduldig sein und auf die Hilfe des Herrn hoffen. Ich weiß, es fällt uns schwer, das mit der Geduld. Na sagen wir: mir fällt es schwer. Aber dahinter steht das Vertrauen zu Gott, dass er die Dinge in seiner Hand hält und alles nach einem wunderbaren Plan macht. Wir dürfen geduldig sein und warten, weil er seinen herrlichen Plan an uns erfüllen wird.

So wollen wir an diesem letzten Abend des Jahres 2007 Gott danken für alle Bewahrung und allen Schutz den wir in dieser Zeit erfahren haben. Aber auch für seine Nähe und die Bewahrung des Friedens unter uns und unter den Völkern in Europa. Wir dürfen Gott danken, dass wir in Freiheit unseren Glauben leben dürfen.

Christus geht mit uns in das neue Jahr 2008. Seine Liebe hält uns fest und geht mit uns unseren Weg. Er will uns nahe sein, in allem was uns begegnet. Darauf dürfen wir fest vertrauen. Amen.

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