21.01.2008

Radio F: Moment mal - Zeit

Ich stand vor dem kleinen Lebensmittelladen eines oberbayerischen Diakoniedorfs und wartete, dass er endlich öffnete. Es verging Minute um Minute und es rührte sich nichts. Mit mir wartete ein etwas älterer Bewohner des Ortes. Als er meine wachsende Ungeduld bemerkte, meinte er trocken: „Weißt du, hier gehts nicht nach Minuten und Sekunden, hier gehts nach Stunden und Tage“. Und strahlte mich mit breitem Grinsen an.

Später hat mir das Warten vor der Krämerei nichts mehr ausgemacht. Ich begann ich es zu genießen, dass es Orte gibt, wo die Zeit etwas langsamer voranschreitet.

Was können wir heute nicht alles in kürzester Zeit bewegen? Wir können Nachrichten in Sekunden um den ganzen Globus schicken und in wenigen Stunden große Strecken mit dem Auto, der Bahn oder dem Flugzeug zurücklegen. Maschinen helfen uns Waren in großen Stuckzahlen in Windeseile zu produzieren, manchmal schneller als unsere Augen das verfolgen können.

Eigentlich müssten wir Zeit im Überfluss haben. Aber Zeit scheint bei uns Mangelware zu sein. Kaum jemand hat wirklich Zeit. Wir haben uns einen Lebensstil des Hastens und Hetzens angewöhnt. Uns plagen Unruhe und Ungeduld.

Nun aber sagt Gott, dass er der Herr unserer Zeit sein will. Ich denke, dass er nicht will, dass wir uns keine Ruhe mehr gönnen, und kaum Zeit für einander haben. Ja, ich weiß, es gehört Mut dazu den eigenen Tagesplan kritisch anzusehen und rigoros darin zu streichen.

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