Ein etwa 10-jähriger Junge stand vor dem Schulhof, umringt von 10 bis 15 Gleichaltrigen und rief nach seiner Mama. Die anderen lachten ihn aus und schlugen auf ihn ein. Er wehrte sich nicht, sondern weinte und schrie weiter vor Angst. Endlich erbarmte sich eine etwas resolute Passantin und machte dem bösen "Spiel" ein Ende.
Diese Szene ereignete sich in den 60er Jahren, in meiner Heimatstadt Augsburg. Der Junge, der nach seiner Mama schrie, war ich. „Klassenprügel“ nannte man das damals, die ich regelmäßig bekam. Heute würde man vielleicht von Mobbing oder ähnlichem sprechen.
Gewalt unter Kinder und Jugendlichen ist also nicht nur ein Thema von heute. Kinder beherrschten es scheinbar schon immer, auf scheinbar Schwächere loszugehen, oder auf solche, die anders waren. Ich rede damit nicht klein, was solche Gewalt anrichtet, die sich heute oft an völlig Unbeteiligten auslässt. Ich spiele damit auch nicht Gewalt herunter nach dem Motto: Das war schon immer so!
Allerdings lässt mich die Frage nicht los, was in der Erziehung einiger unserer jungen Leute falsch läuft. Welches Menschenbild wird ihnen vermittelt, was lässt sie schlimmer als ein Tier sein. Warum reißen sie scheinbar mühelos Grenzen ein und treten buchstäblich die Achtung vor der Würde und Unversehrtheit des Anderen mit Füßen? Ein Tier hört auf, wenn der Artgenosse sich ergibt und wehrlos am Boden liegt.
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